Wer in Deutschland für den Erhalt eines Ehrenmals spenden will, macht sich verdächtig. Diesen Schluß legt eine Posse nahe, die sich seit der Berichterstattung der JUNGEN FREIHEIT über den beklagenswerten Zustand von Kriegerdenkmalen in Deutschland im brandenburgischen Linum abspielt. Kaum war der Artikel über das stattliche, aber langsam verfallende Kriegerdenkmals in dem kleinen brandenburgischen Dorf in der Nähe von Berlin (JF 47/04) erschienen, war es mit der märkischen Dorfidylle vorbei. Die ehrenamtliche Bürgermeisterin des Ortes, Wilma Nickel, erhielt Post von einem Mann – offensichtlich Leser der JF -, der finanzielle Hilfe bei der Sanierung des zerbröselnden Denkmals anbot. Was nach diesem Angebot geschah, kann nur vermutet werden. Doch soviel steht fest: Dorfbürgermeisterin Nickel, die noch Mitte November der JF unbefangen von den Schwierigkeiten bei der Sanierung des Ehrenmals aus den zwanziger Jahren berichtet hatte, mag plötzlich nicht mehr mit der JF reden. Und überhaupt: Zuständig sei jetzt die Amtsdirektorin von Fehrbellin – und die ist, wie es der Zufall so will, „vielleicht übermorgen“ wieder zu erreichen, wie eine freundliche Dame im Amt Fehrbellin am Telefon ausrichten ließ. Wie dem auch sei: Vielleicht ist den Beteiligten der Wirbel um das Denkmal einfach über den Kopf gewachsen. Denn in der vergangenen Woche erschienen in den beiden Regionalzeitungen Ruppiner Anzeiger (RA) und Märkische Allgemeine Zeitung (MAZ) zeitgleich zwei Artikel über das Dorf und sein Kriegerdenkmal. Ein mediales Interesse, das dem 781 Einwohner zählenden „Storchendorf“ sonst nur zuteil wird, wenn sich bei Familie Adebar Nachwuchs einstellt. Der Tenor der aktuellen Berichte hat in dem Dorf indes für wenig Freude gesorgt. „Rechte liebäugeln mit dem Kriegerdenkmal“, vermutet beispielsweise der Ruppiner Anzeiger. Den Stein ins Rollen gebracht hat eine Ortsratssitzung Anfang vergangener Woche, auf die sich beide Zeitungsartikel beziehen. Nickel hat auf dieser Sitzung von dem Spendenangebot nach dem Artikel in der JUNGEN FREIHEIT berichtet – und ist auf erbitterten Widerstand gestoßen. Einige Dorfbewohner befürchten, daß ein – womöglich noch mit Geld von „Rechten“ – saniertes Ehrenmal Linum zum „Aufmarschplatz“ von Extremisten machen könnte. Dem Bericht des Ruppiner Anzeigers zufolge scheint sich die Bürgermeisterin dieser Meinung mittlerweile angeschlossen zu haben: „Die Ortsbürgermeisterin befürchtet, daß, wenn Rechte spenden, diese das Denkmal eventuell als ‚ihr eigenes betrachten‘ und vielleicht irgendwann im Dorf aufmarschieren“. Wer denn diese „Rechten“ sind, bleibt indes im Dunkeln. Die Bürgermeisterin wollte verreisen Ob die Bürgermeisterin nun Angst hat, daß Linum Aufmarschplatz von „Neonazis“ wird, oder ob ihr bereites allein der Gedanke Unbehagen bereitet, die Sanierung der Gedenkstätte könnte von Bürgern finanziert werden, denen das Kriegerdenkmal mehr ist als ein Ort, an dem pauschal der „Opfer von Gewalt und Krieg“ gedacht wird, behielt sie bislang für sich. Auf der Sitzung des Ortsrates hat Nickel offensichtlich mit aller Kraft versucht, den Eindruck zu vermeiden, sie hege Sympathien für die JF und deren Leser. Sie sei „auf dem Weg in den Urlaub gewesen“, als sie der Anruf der JUNGEN FREIHEIT Mitte November erreicht habe, sagte Nickel nach Angaben der MAZ auf der besagten Sitzung. „Ich verzichte auf jeden Pfennig Geld, wenn es aus dieser Szene kommt“, ließ sie nach MAZ-Informationen wissen und meinte damit wohl die Leser der JF. Die Lokalzeitung berichtet weiter, daß Nickel nun bei dem Schreiber des Briefes „nachfragen“ wolle, aus welchen Gründen er für das Denkmal spenden wolle. Offensichtlich muß der potentielle Spender zunächst durch die Gesinnungsprüfung, ehe er für den Erhalt des Kriegerdenkmals spenden darf. Denn die Ortsbürgermeisterin will dem Vernehmen nach zwar alle Möglichkeiten ausschöpfen, um die Mittel für die Restaurierung zusammenzubekommen, doch „aus einem politischen Lager“ (sagt sie und meint das rechte) werde Linum nach ihrer Aussage kein Geld annehmen, berichtet der Ruppiner Anzeiger. „Eher gehe ich selbst mit der Klapperbüchse sammeln“, zitiert die Zeitung die ehrenamtliche Bürgermeisterin. Bislang vermochte Nickel indes nicht zu erklären, wie sie bei dieser Form der Spendensammlung die politische Gesinnung der Spender überprüfen will. Daß sie mittlerweile ihre Haltung in der Provinzposse gefunden hat, machte sie auch gegenüber der MAZ deutlich „Wir werden hier keinem die Möglichkeit geben, den Fuß in die Tür zu bekommen“, sagt Nickel dem Blatt. „Ich verzichte lieber auf das Geld, bevor wir vielleicht von Rechten etwas für unser Kriegerdenkmal annehmen“, sagt die Bürgermeisterin und bereitet die Dorfbewohner mit Blick auf die Haushaltsplanung schon einmal auf karge Zeiten vor. „Wir werden alles andere zurückfahren“, so Nickel laut RA. Immerhin muß das Dorf für die Instandsetzung des imposanten Bauwerks einem eigens angefertigten Gutachten zufolge 110.000 Euro aufbringen – für das Dorf, heute ein Ortsteil von Fehrbellin, eine riesige Summe, die ohne Spenden kaum zusammenzubringen ist. Zwar wurden beim Brandenburgischen Landesamt für Verbraucherschutz, Landwirtschaft und Flurneuordnung Fördermittel beantragt. Doch dieser Antrag harrt seit zwei Jahren einer Entscheidung. Im Internet wird zur Sprengung geraten Der Plan, sich unliebsame Spender vom Leib zu halten, indem die Sanierung durch Steuergelder finanziert wird, findet mittlerweile auch im Internet seinen Niederschlag, wo der „Fall“ Linum mittlerweile von einschlägigen linken Kreisen diskutiert wird: „Wie bescheuert kann man denn sein. ‚Wir wollen kein Geld von Rechten‘ und dann aber alle Ausgaben im Haushalt zurückfahren, um ein beschissenes deutsches Heldendenkmal zu restaurieren?“ Äußerungen wie diese gehören noch zu den harmlosen. Es ist zu befürchten, daß Linksextremisten sich durch die Distanzierung der Dorfoberen ermutigt fühlen, bei der „Herrichtung“ des stattlichen Denkmals selbst Hand anzulegen. Im Internet finden sich bereits entsprechende Äußerungen: „Um das Denkmal kümmert sich dann die örtliche Antifa. Ein rosa Anstrich hat noch jedes Kriegerdenkmal verschönert.“ Andere plädieren für radikalere Lösungen: „Wieso erst teuer restaurieren? Einfach sprengen ist billiger!“ Foto: Sanierungsbedürftiges Ehrenmal in Linum: Nicht jede Spende ist willkommen