Wenn man die physikalische Formel, daß Kraft nichts anderes sei als Masse mal Beschleunigung, auf Fußballer anwendet, dann ist der bei Real Madrid spielende Stürmerstar Ronaldo ein ausgesprochen kräftiger Spieler. Seine Masse liegt bei 82 Kilo, was die Beschleunigung nicht unbedingt einfach macht, ist sie aber in ausreichendem Maße erfolgt, dann kann Ronaldo so schnell nichts bremsen. Trotz der Leibesfülle wirkt sein Spiel elegant, und schon mancher Abwehrspieler sah ausgesprochen alt aus, wenn er von dem 1,79 Meter großen, ballgewandten Brasilianer ausgetrickst wurde. Die Anhänger des königlichen Clubs nennen ihn mit einem Unterton der Bewunderung „den Dicken“. Darüber können die fußballbegeisterten Anhänger von Murcia, einer Stadt in Südspanien, nur müde lachen – „den dicksten Fußballer Spaniens“, so seufzen sie, „haben leider wir unter Vertrag.“ Und das kam so: Murcia suchte im Spätherbst letzten Jahres einen Stürmer und stieß dabei auf den in Argentinien geborenen Ecuadorianer Carlos Alberto „Cuqui“ Juarez. Der Fußballer ist in Expertenkreisen kein Unbekannter: 1996 und 1998 wurde er zum besten Spieler der ecuadorianischen Liga vorgeschlagen, 2001 gewann er diesen Titel. Für das südamerikanische Land spielte er in der Nationalmannschaft. Ende 2003 liefen seine vertraglichen Verpflichtungen in Ecuador aus, und er beschloß, Weihnachten mit seiner Familie in der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires zu feiern. Cuqui Juarez, kein Kostverächter, machte es offensichtlich seinem Landsmann Diego Maradona nach und ging in die Vollen. Wir wissen nicht, was und wie viel er sich einverleibt hat, sicher ist jedoch, daß nach diesen vorwiegend kulinarisch gefeierten Weihnachtsferien der 1,91 Meter große Sportler 103,5 Kilo auf die Waage brachte, acht Kilo mehr als zu Beginn des Urlaubs. Kurz nach dem Dreikönigstag meldete sich Murcia und bot Cuqui Juarez einen Vertrag über fünf Monate an. Der Südamerikaner sagte zu, verschwieg aber die etlichen Pfunde, die sich inzwischen an seinem Körper gleichmäßig verteilt hatten. Die Neuigkeit von der übergewichtigen Neuerwerbung machte in der südspanischen Stadt sofort die Runde. Fans versammelten sich am Trainingsgelände und blickten fassungslos auf das, was dort am Rasen keuchte und schwitzte. „Der sieht ja aus wie ein Walroß“, zitierte die angesehene Tageszeitung El País einen der vielen, nicht sehr schmeichelhaften Kommentare über Cuqui, der nun einer rigorosen Diät unterworfen wird. „Wir kontrollieren ihn sehr genau“, sagt Fitness-Trainer Jesus Perez. Wenn das offizielle Training vorbei ist, bleibt Cuqui weiter am Platz, um bei Aerobic-Übungen und Extra-Laufrunden abzuspecken. Jeden Tag lassen ihn die Ärzte auf die Waage steigen und notieren gewissenhaft die neuesten Gewichtsdaten. Kein Wunder, daß das alles den gebürtigen Argentinier total nervt. Mit der Presse will er auf keinen Fall mehr etwas zu tun haben und sagte deshalb ein geplantes Treffen mit Journalisten ab. Läßt man den auf Pfunde geschärften Blick weiter schweifen, fällt er auch auf Roberto Carlos, linker Verteidiger und Mannschaftskollege von Ronaldo bei Real Madrid. Nun fallen bei Roberto Carlos weniger die Pfunde am Oberkörper auf als vielmehr die muskulösen Oberschenkel, die in der Welt ihresgleichen suchen. Sie sind es vor allem, die den Brasilianer bei einer Größe von 1,68 Meter 67 Kilo auf die Waage bringen lassen. Aber er und vor allem seine vollschlankeren Kollegen werden sich insgeheim denken, daß nicht jeder so gertenschlank sein kann wie Real-Stürmer Gonzalez Raul, der bei einer Größe von 1,80 lediglich 68 Kilo wiegt. Fotos: Ronaldo (rechts): Trotz Übergewicht erstaunlich beweglich
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