Der laut Guinness-Buch älteste Mann der Welt, Yukichi Chuganji, ist am 28. September mit 114 Jahren in seinem Haus auf der südjapanischen Insel Kyushu gestorben. An seinem 113. Geburtstag erläuterte Tochter Kyoko das Geheimnis des hohen Alters ihres Vaters: gesunde Ernährung, mäßiger Alkoholkonsum und viel Optimismus. In Japan leben etwa 20.000 Menschen, die älter als 100 Jahre sind. Die japanische Lebenserwartung ist die höchste der Welt: 85 Jahre für Frauen und 78 Jahre für Männer. Ein Grund dafür: Auf dem Speisezettel steht dort etwas, das in Europa ungewöhnlich ist – Algen. Dieses Meeresgemüse gibt es bei uns mittlerweile in Reformhäusern. Die Sushi-Gastronomie erfreut sich wachsender Beliebtheit. Nahezu unbekannt ist vielfach der überaus hohe Nährstoffgehalt bei gleichzeitig minimalem Fettanteil der Algen. Diese Gemüse sind in der westlichen Gesellschaft, die sich zum Teil sehr einseitig ernährt, ein wichtiges Ergänzungsmittel für Gesundheit und Wohlbefinden. Es gibt viele getrocknete Sorten, die oft würzig und herzhaft nach Meer schmecken und vielen Gerichten ein besonderes Aroma verleihen. Dabei ist die Zubereitung unproblematisch. Am einfachsten zu handhaben sind getrocknete Algenflocken, die etwa Salat, Suppen oder Gemüse beigemischt werden. In Schottland, Wales, Irland, Island, Norwegen und am Mittelmeer kennt man bereits zahlreiche regionale Rezepte mit Meeresgemüse. Carrageen, bekannt als Irisch Moos, wird in Irland mit Milch gekocht. Traditionell werden den Algen antibiotische Fähigkeiten zugeschrieben, sie sollen Verdauungsbeschwerden lindern, bei Darm- und Atemwegserkrankungen helfen, das Abnehmen erleichtern sowie Gicht und rheumatische Erkrankungen lindern. Algen zur Unterstützung des Immunsystems Der Ernährungsratgeber „Gesund und schlank mit der Algenküche“ berichtet zudem, daß Patienten auf Algenpräparate gut ansprechen zur Unterstützung des Immunsystems bei Krebs und Aids, zur Senkung des Cholesterinspiegels und zur Ausbalancierung des Blutzuckerspiegels. Das allgemeine Wohlbefinden der Patienten habe sich verbessert, Streß und Erschöpfung seien abgebaut, die Konzentrationsfähigkeit und die geistige Klarheit hätten hingegen zugenommen. Immerhin sammeln sich in einem Kilogramm Algen Wirkstoffe aus rund 100.000 Liter Meerwasser an. Mit den Algen nimmt man wertvolle Fettsäuren wie die Omega-6-Fettsäure zu sich, die der Körper nicht selbst produzieren kann. Ungesättigte Fettsäuren sind für viele Vorgänge notwendig, die das Immunsystem betreffen; sie wirken blutdruckregulierend und verhindern Thrombosen. Der Eisengehalt in Meeresgemüsen ist ebenfalls beachtlich. Er ist je nach Sorte zwei bis zehnmal so hoch wie der von Eigelb und Spinat, wobei die Nori-Alge am eisenhaltigsten ist. Außerdem liefert die Alge wertvolles Eiweiß, in der Verwertbarkeit vergleichbar mit Hühnereiweiß. Die meisten Meeresgemüse haben einen sehr hohen natürlichen Jodgehalt. Jod verhindert die Kropfbildung. In Deutschland wird das Speisesalz vielfach industriell jodiert und diese Mischung Brot und anderen Lebensmitteln beigefügt. Hierbei kann es zu einer Überdosierung kommen und damit zu Störungen im Körper. Algen führen dem Organismus hingegen natürlich vorkommendes Jod zu. Sie schließen auch eine Überdosierung aus, denn bei übereifrigen Meeresgemüsekonsumenten würde nach einer gewissen Menge ein Widerwille entstehen. Zehn bis 15 Prozent der täglichen Nahrung möge aus gekochten Bohnen und Seealgen bestehen, empfiehlt die makrobiotische Standardernährung, eine japanische Heilkunde. Beides sind hochwertige Eiweißquellen, die sich gegenseitig noch ergänzen. Hinzu sollte viel Vollkorngetreide, Gemüse und wenig Fisch kommen, jedoch kein Fleisch und Zucker. Auf diese Weise sei modernen Degenerationskrankheiten wie Krebs und Herzleiden vorzubeugen, Multiple Sklerose und Parkinsonsche Krankheit zu heilen, meint Michio Kushi in „Natürliche Heilung mit Makrobiotik“. Zusätzlich beschreibt er einige weitere für die Heilung erforderliche Maßnahmen, um den Kontakt mit der Natur zu erhöhen und mit sich und der Umgebung ins Gleichgewicht zu kommen. Für Vegetarier und Veganer stellen Algen eine wichtige Nahrungsergänzung dar, da sie neben dem hochwertigen Eiweiß auch Vitamin B12 enthalten, das sonst in keiner anderen Pflanze enthalten ist. Doch auch der wachsenden Weltbevölkerung könnte ein vermehrter Einsatz von Algen Ernährungsvorteile bringen. So ergibt eine Weide von 100 Quadratmetern zur Tiermast zehn Kilogramm Eiweiß. Ein geeignetes Watt dieser Fläche bringt hingegen beim Anbau von Nori-Algen bis zu 400 Kilogramm nutzbares Protein. Weiterführende Informationen und Rezepte bei Brigitta Klingel: Gesund und schlank mit der Algenküche. Südwest Verlag, 10 Euro.
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