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Hochtechnologie-Standort nicht zu halten

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Unwort, Umfrage, Alternativ

Pisa ist überall. Eine Vorausberechnung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) für die kommenden zwei Jahrzehnte zeigt: Auch in der schulischen und beruflichen Bildung tickt eine Zeitbombe. Im Jahr 2025 wird jeder vierte Einwohner zwischen 15 und 30 Jahren ausländischer Herkunft sein. Der Anteil derer, die bei Schulbesuch und Berufsqualifikation scheitern oder sich ganz ausklinken, liegt ein Vielfaches über dem der deutschen Bevölkerung. Selbst wenn es gelingt, die stagnierende Bildungsbeteiligung junger Ausländer wieder in Schwung zu bringen, wird sich der Abstand zur – schrumpfenden – deutschen Bevölkerung kaum ändern. Deutschland droht zum Hochtechnologieland mit Hilfsarbeiterpopulation zu werden. Das Qualifikationsgrad junger Ausländer nimmt nicht zu Die Zahlen sind geeignet, jedem in die Zukunft schauenden Bildungspolitiker den Sorgenschweiß auf die Stirn zu treiben. Acht Prozent der Abgänger von allgemeinbildenden Schulen waren im Jahr 2001 Ausländer. Fast zwanzig Prozent von ihnen erreichten keinen Hauptschulabschluß – doppelt so viele wie bei den Deutschen. Dieselbe Relation bei den Berufsschulabgängern: Hier erreichten sogar nahezu vierzig Prozent der jungen Ausländer keinen Abschluß. War bis 1996 die Erfolgsquote der ausländischen Schüler und Berufsschüler noch – wenn auch langsam – angestiegen, hat sich die Entwicklung seither umgekehrt. Der Zug in die Sackgasse Dauerarbeitslosigkeit ohne Chance nimmt Dampf auf. Setzt man die Zahlen in Relation zur Gesamtbevölkerung, wird die Entwicklung noch dramatischer. Über dreißig Prozent der fünfzehn- bis zwanzigjährigen Ausländer nehmen nämlich gar nicht erst am Bildungs- und Ausbildungsprozeß teil – bei den Deutschen sind es in derselben Altersgruppe gerade sieben Prozent. Fast ein Drittel der jungen Ausländer verzichtet also von vornherein auf höhere und weiterführende schulische und berufliche Qualifikation. Das Gefälle wächst mit zunehmenden Alter: Unter den Ausländern zwischen zwanzig und 25 Jahren nehmen nur noch 14 Prozent am Bildungs- und Ausbildungsprozeß teil (dagegen dreimal so viele Deutsche: 41 Prozent), bei den 25- bis 30jährigen sind es gar nur noch drei Prozent – fünfmal weniger als bei den deutschen Altersgenossen. In den beiden letztgenannten Gruppen ist die Kluft in den letzten sechs Jahren gewachsen, da mehr junge Deutsche auf die Hochschulen und in die berufliche Ausbildung gegangen sind. Die DWI-Vorausberechnung arbeitet mit realistischen Zahlen. Zugrunde gelegt werden – bei gleichbleibenden Geburtenraten und steigender Lebenserwartung – jährlich 260.000 Neuzuwanderer netto. Ausdrücklich betonen die DWI-Experten, daß als Folge der EU-Osterweiterung sowohl mit mehr Pendlern und Saisonarbeitern als auch mit dauerhaften Zuzügen aus den Beitrittsländern zu rechnen ist. Illusionslos unterstellen die Statistiker mit Blick auf das neue Einbürgerungsrecht, „daß die mit der Geburt erworbene deutsche Staatsbürgerschaft keinen Einfluß auf das Bildungsverhalten hat“. Auch auf dem Bildungssektor ist Integration per bürokratischem Federstrich also Fehlanzeige. Unter diesen Voraussetzungen zeichnet das DIW ein wenig erfreuliches Szenario. 2025 werden 1,1 Millionen Menschen weniger in Deutschland leben als heute. Dabei wird die Zahl der Rentner stark wachsen, die der 15- bis 30jährigen dagegen überproportional schrumpfen: um 2,6 Millionen oder 18 Prozent. Heute ist jeder Siebte in dieser Altersgruppe ein Ausländer, 2025 wird ihr Anteil etwa ein Viertel betragen: 2,8 Millionen. Jeder zweite von ihnen wird bereits hier geboren sein. Optimistisch gehen die Verfasser der Vorausberechnung davon aus, daß durch verstärkte Förderungsmaßnahmen und eigene Einsicht in die Bildungsnotwendigkeiten der Anteil junger Ausländer ohne Abschluß zurückgehen werde. Das Gefälle zu den deutschen Altersgenossen, heißt es im gleichen Atemzug, werde sich gleichwohl kaum vermindern. Das Gewicht der gering- und nichtqualifizierten Ausländer innerhalb ihrer schrumpfenden Alterskohorte wird in jedem Fall dramatisch zunehmen. Der soziale Sprengstoff ist vorprogrammiert Das birgt sozialen Sprengstoff. „Im Zeitraum der Vorausberechnung werden voraussichtlich von den allgemeinbildenden Schulen etwa 480.000 und von den beruflichen Schulen zirka eine Million Jugendliche und junge Erwachsene ausländischer Herkunft ohne Abschluß abgehen“, bilanziert nüchtern die DIW-Studie. Der stetig zurückgehende Arbeitsmarkt für Ungelernte wird sie nicht aufnehmen können. Ob in zwanzig Jahren das von immer weniger Steuer- und Beitragszahlern aufzubringende Geld noch reicht, um das wachsende Heer der Chancenlosen als Transferempfänger ruhigzustellen, bleibt ungewiß. Wenig spricht auch dafür, daß die frommen Appelle und Förderungsbemühungen Früchte tragen und die jungen Ausländer ihre Zurückhaltung in der Bildungsbeteiligung aufgeben. Fakt ist: Einen so hohen Anteil von faktischen Leistungsverweigerern kann ein Hochtechnologieland im globalen Wettbewerb sich nicht leisten. Schon gar nicht, wenn das Arbeitskräfteangebot demnächst rapide schrumpft, während die Qualifikationsanforderungen kontinuierlich steigen. Deutschland wird nicht umhin können, die bereits eingelassenen wie die noch vor der Tür stehenden Gäste genau darauf anzusehen und zu prüfen, ob sie diese Anforderungen erfüllen, und daraus Konsequenzen in der Einwanderungspolitik zu ziehen oder unabsehbare Folgen für die nächsten Generationen zu provozieren. Messe „Tage der Berufsausbildung“ im März 2000 in Berlin: Großes Heer der Chancenlosen

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