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Hoch die Gläser

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Cato, Palmer, Exklusiv

Der Bierdeckel wird hundert. Zugegeben, diese Mitteilung aus dem Schwarzwälder Murgtal, wo der „weltweit absolute Marktführer in der Bierdeckelherstellung“, die Katz International Coasters GmbH, seinen Sitz hat, reißt einen nicht gerade vom Stuhl, aber es gibt unwichtigere Dinge, zum Beispiel Äußerungen von Angela Merkel. Parteivorsitzende kommen und gehen, der Bierdeckel bleibt bestehen. Es sind Versuche unternommen worden, den Bierdeckel als anstößiges Symbol des „Dumpfdeutschtums“ (Fritz Bauer) aus der Öffentlichkeit zu verbannen, indes, sie waren alle zum Scheitern verurteilt. Der Bierdeckel saugt heutzutage zwar nicht mehr, wie es ursprünglich seine Bestimmung war, den überlaufenden Bierschaum auf (das tut inzwischen die „Humpenkrause“, eine ums Glas gelegte Papierserviette), aber er ist, wie es in der Mitteilung aus dem Murgtal heißt, „ein erstklassiger Werbeträger“ geworden. Und auch aus der Kunstwelt ist er nicht mehr wegzudenken. Es gibt Bierdeckelsammler, Bierdeckel-Ausstellungen, Bierdeckelforscher, Bierdeckel-Symposien. Und es gab den berühmten Bierdeckel-Streit in der deutschen Literaturwissenschaft. Damals, während der „Studentenrevolte“ und der „Kulturrevolution“, verkündete eine starke Linguistenfraktion, prinzipiell bestehe nicht der geringste Unterschied zwischen Goethes „Faust“ und einem beliebigen Bierdeckel-Aufdruck. Beides seien „Textsorten“, und jeder Deutschlehrer habe jede Textsorte im Unterricht gleichberechtigt zu behandeln, andernfalls sei er ein Anhänger „elaborierter Codes“, also ein Reaktionär, und von der Schule zu entfernen. Wie wir heute wissen, sind die Fans der Textsorte Bierdeckel siegreich geblieben. Dieter Bohlen, Florian Illies, Stefan Effenberg, Daniel Küblböck – alles Bierdeckel. Das Zeitalter „Bierdeckel“ ist im deutschen Geistesleben ausgebrochen, und das ist eine schäumende, bierselige Hundertjahrfeier allemal wert.

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