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Überall nur Antisemitismus

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Globalisierungskritiker protestieren und demonstrieren in aller Regel gegen unkontrollierte Kapitalströme, exotische Steuerparadiese, die Hochfinanz und die schleichende Privatisierung des Sozialstaates. Daß ihnen nun gerade von linksradikaler Seite massiv „Theoriefeindlichkeit“ unterstellt wird, ist relativ neu. Die Vorwürfe gehen aber noch viel weiter. So wirft das in Zürich zweimonatlich erscheinende Magazin Risse der Antiglobalisierungsbewegung auch noch „allgemeine Zivilisationsfeindlichkeit“ und „Antisemitismus“ vor. Fürwahr starker Tobak, aber die Zeitschrift sieht diese internationale Protestbewegung nicht nur von einer „verkürzten und auf oft bloßen Affekten beruhenden Kapitalismuskritik“, die auf der „Naturalisierung des kapitalistischen Herrschaftsverhältnisses“ beruhe, beherrscht, sondern zumindest Teile der Bewegung losgelöst „von allem emanzipatorischen und fortschrittlichen Gehalt“. „Von naiver, sozialromantisch verklärter Rückwärtsgewandtheit bis zur offenen Reaktion“ tummele sich hier alles, was „zurück zur Scholle“ wolle. Nach soviel geharnischter Kritik an dem eher nicht-marxistischen Flügel der Globalisierungsgegner wundert sich der Leser dann kaum noch, daß die Risse-Redaktion auch in der bürgerlichen und linken Nahost-Berichterstattung nur „AntisemitInnen auf dem Vormarsch“ sieht. Für die USA und Europa werde Israel zunehmend zu einem „Klotz am Bein“ und sei inzwischen vom einstigen Verbündeten zum „Problemfall“ mutiert. Sein Fett weg bekommt auch der „Schweizerische Tierschutz“ (STS), dessen Volksinitiative „Für einen zeitgemäßen Tierschutz“ sich vor allem für ein Schächtverbot stark macht. Daß das Schächtverbot für Säugetiere auch im neuen Tierschutzgesetz verankert bleibt, führt das Magazin Risse auf „das Vorhandensein antisemitischer Ressentiments in großen Teilen des schweizerischen Stimmvolkes“ zurück. Wie lächerlich dieser reflexartige Anti-Antisemitismus ist, beweist die perfide Unterstellung, die Tierschützer schreckten, „nicht vor menschenverachtenden Konsequenzen“ zurück, weil sie gegen „die längst überfällige Aufhebung des diskriminierenden Schächtverbots“ agitierten. Fast originell mutet dagegen der Aufsatz Jürgen Elsässers über „androgyne Androiden und grüne Männchen“ an. Der Autor erinnert an die „gemütlichen Zeiten des Kapitalismus“ unter Helmut Schmidt und Helmut Kohl und ekelt sich vor „seelen- und geschlechtslosen Politrobotern wie Renate Künast und Fritz Kuhn, im Kopf einen Mikrochip und im Mund ein Maschinengewehr, denen die antifaschistische Moralhuberei ihrer Vorgänger vollständig abgeht und die die Imperative der Kapitalverwertung exekutieren, ohne mit der Wimper zu zucken“. Elsässer konstatiert bei dieser „Lumpenintelligentsia“ ein „kassandrahaftes Beschwören des wahlweise atomaren, biologischen oder serbischen Holocausts, gepaart mit arrogantem Gutmenschentum“. Das sitzt, und so lieben wir die Linke. Anschrift: Postfach 3119, CH-8021 Zürich

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