BERLIN. Wenn die Berliner in weniger als elf Monaten ein neues Abgeordnetenhaus wählen, könnte eine Partei ins Rote Rathaus einziehen, die 40 Jahre diktatorisch den Ostsektor der damals geteilten Stadt regiert hat. Laut neuester Insa-Umfrage im Auftrag von Nius kommt die in Linke umbenannte SED derzeit zwar nur auf 17 Prozent der Stimmen.
Aber im rot-rot-grünen Lager wäre sie damit stärkste Kraft. Die SPD kommt auf 16 Prozent, die Grünen erreichen 14 Prozent. Mit gemeinsam 47 Prozent hätten die drei Parteien eine absolute Mehrheit der Mandate. Damit hätte die Ära von Berlins Regierendem Bürgermeister Kai Wegner (lesen Sie hier mehr über ihn) nur etwas mehr als drei Jahre gedauert. Denn seine CDU bleibt zwar mit 23 Prozent vorn, aber zusammen mit dem sozialdemokratischen Koalitionspartner reicht es nur für 39 Prozent.
Im Vergleich zur wiederholten Abgeordnetenhauswahl von 2023 wäre dies ein Minus von fünf Prozentpunkten für die Union. Diese hat die Hoffnungen auf einen Politikwechsel nach vielen Jahren rot-grün-roter Regentschaft enttäuscht. Auch die SPD würde zweieinhalb Prozentpunkte einbüßen. Die Grünen gehören ebenfalls zu den großen Verlierern – minus 4,4 Punkte im Vergleich zur jüngsten Wahl.
Berliner CDU-Wähler wandern zur AfD ab
Viele CDU-Wähler wollen offenbar zur AfD abwandern, die ihr Ergebnis derzeit um sechs Punkte auf 15 Prozent verbessern würde. Das BSW könnte mit fünf Prozent erstmals eine parlamentarische Präsenz in der Hauptstadt erzielen. Alle anderen Parteien würden nicht in das Abgeordnetenhaus einziehen, wobei die FDP bei derzeit für ihre Verhältnisse beachtlichen vier Prozent steht.
Sonntagsfrage zur Abgeordnetenhauswahl in Berlin • INSA/NIUS: CDU 23 % | DIE LINKE 17 % | SPD 16 % | AfD 15 % | GRÜNE 14 % | BSW 5 % | FDP 4 % | Sonstige 6 % ➤Verlauf: https://t.co/o9HgZ8N6Qa
🗓️Nächste Abgeordnetenhauswahl: 20. September 2026 #aghw pic.twitter.com/GZmGPnprW7— Wahlrecht.de (@Wahlrecht_de) October 28, 2025
Elif Eralp ist zwar lediglich stellvertretende Landesvorsitzende der Linken, aber deren designierte Spitzenkandidatin. Die Tochter türkischer Immigranten kam 1981 in München zur Welt. Die Eltern waren Sozialisten und flohen wegen des Militärputsches aus der Türkei. Als sie in München ankamen, war Eralps Mutter im achten Monat schwanger.
Wer ist Elif Eralp?
2010 zog die Juristin nach Berlin und fand eine Anstellung als Referentin für Rechtspolitik bei der Bundestagsfraktion der Linken im Arbeitskreis „BürgerInnenrechte und Demokratie“. Zuvor hatte sie als linke Aktivistin unter anderem Castortransporte im Wendland blockiert. Vor sechs Jahren gründete sie die Organisation „Links*Kanax“, eine radikale Migrantenbewegung.
Erstmals ins Abgeordnetenhaus zog sie bei der später annullierten Wahl von 2021 über die Linken-Landesliste ein. Bei der Wiederholungswahl schaffte sie es erneut. Nun will die 44jährige, die sich kürzlich ihre langen Haare hat abschneiden lassen, Berlins Stadtoberhaupt werden. Im Vergleich zur vorigen Wahl könnte ihre Partei um gut fünf Prozentpunkte zulegen und die Führung im linken Lager übernehmen. (fh)







