Der Hamas-Terrorangriff auf Israel vom 7. Oktober 2023 war nicht die erste große Attacke der Harakat al-muqawama al-islamiyya (Hamas) gegen den jüdischen Staat. Denn die Hamas goß bereits anläßlich ihrer Gründung am 10. Dezember 1987 Öl ins Feuer, nachdem es zwei Tage zuvor eine tödliche Kollision zwischen zwei palästinensischen Taxis mit einem israelischen Militärlastwagen gegeben hatte. Durch scharfmacherische Flugblätter, in denen die Juden als „Brüder der Affen, Prophetenmörder, Blutsauger und Kriegstreiber“ bezeichnet wurden, schürte sie den Haß der Palästinenser im Gazastreifen und im Westjordanland gegen die „ungläubigen zionistischen Besatzer“, woraus die Erste Intifada resultierte.
Diese war einerseits durch Streiks und weitere Aktionen des zivilen Ungehorsams, andererseits aber auch durch Gewalt geprägt, wobei die Palästinenser vor allem auf Steinwürfe gegen israelische Soldaten oder Zivilisten sowie Molotow-Cocktails zurückgriffen. Außerdem massakrierten die Hamas-Leute und sonstige militante Palästinenser um die 700 tatsächliche oder vermeintliche Kollaborateure.
Nach der Ersten Intifada war die Hamas im Hintertreffen
Die Erste Intifada endete am 13. September 1993 mit der Unterzeichnung des Oslo-Abkommens zwischen Israel und der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO). Dieses bescherte der PLO die offizielle Bestätigung als Vertreter der Palästinenser, wofür sie sich mit dem Versprechen revanchierte, das Existenzrecht Israels anerkennen zu wollen. Außerdem wurde den Palästinensern im Gaza-Streifen und Westjordanland ein Autonomiestatus zugebilligt.
Hierdurch geriet die Hamas ins Hintertreffen, weswegen sie den Friedensprozeß zu sabotieren versuchte und indirekt auch gegen die Palästinensische Autonomiebehörde (PA) kämpfte. Dabei hatte sie allerdings kaum Erfolge zu verzeichnen, bis die Friedensgespräche von Camp David zwischen PA-Chef Jassir Arafat und dem israelischen Ministerpräsidenten Ehud Barak im Juli 2000 scheiterten, was zur Zweiten Intifada führte.
Scharons Tempelberg-Besuch gilt als Auslöser
Unmittelbarer Auslöser derselben war der groß aufgezogene Besuch des israelischen Oppositionsführers Ariel Scharon (Likud) auf dem Tempelberg in Jerusalem am 28. September 2000. Obwohl die muslimische Verwaltung der heiligen Stätte der Visite zugestimmt hatte, kam es nachfolgend zu Demonstrationen der Palästinenser, die am Folgetag in gewalttätige Krawalle ausarteten.
Damit schlug nun erneut die Stunde der Hamas und einiger mit dieser rivalisierender Terrorgruppen. Dazu zählten der Islamische Dschihad in Palästina, die Volksfront zur Befreiung Palästinas (PFLP) und die Demokratische Front zur Befreiung Palästinas (DFLP) sowie dann später auch die Fatah Tanzim und die al-Aqsa-Märtyrerbrigaden, welche beide Arafat unterstanden. Weil all diese Organisationen im Zuge der Zweiten Intifada permanent Anschläge verübten, wurde der neuerliche Aufstand „Terror-Intifada“ genannt, während die Erste Intifada noch als „Krieg der Steine“ in die Geschichte eingegangen war.
Hamas und andere Gruppen wetteiferten beim Judenmord
Letztlich entspann sich während der Zweiten Intifada ein Wettlauf zwischen der Hamas und den al-Aqsa-Brigaden sowie dem Islamischen Dschihad um die meisten und mörderischsten Attentate gegen Juden. Insgesamt beging die Hamas bis Ende 2004 425 Terrorakte, bei denen sie 377 Israelis ermordete. Ihre Sprengsätze explodierten in der Regel an öffentlichen Orten wie Bushaltestellen, Einkaufspassagen, Tiefgaragen und Restaurants, galten also Zivilisten.
Besonders viele Opfer forderten dabei die Anschläge auf das Park Hotel in Netanja und auf einen Linienbus im Jerusalemer Stadtteil Schmuel HaNavi mit insgesamt 53 Toten. Andererseits gelangen Arafats al-Aqsa-Brigaden aber doppelt so viele Attentate wie der Hamas, weswegen die letztere im Frühjahr 2001 damit begann, selbstgebaute Qassam-Raketen in Richtung Israel abzuschießen, um die Konkurrenzorganisation beim Judenmord zu übertrumpfen.
Israel reagierte mit gezielten Tötungen
Die israelischen Gegenreaktionen fielen dementsprechend drastisch aus. Zum ersten fanden zahlreiche militärische Operationen statt, um die Infrastruktur der Terrorgruppen zu zerstören. Dazu zählte unter anderem die Operation „Schutzschild“ im Frühjahr 2002 zur Wiederbesetzung der unter palästinensischer Autonomieverwaltung stehenden Gebiete im Westjordanland, in deren Verlauf auch Arafats Amtssitz bei Ramallah unter Kontrolle der israelischen Armee gestellt wurde.
Von ähnlicher Wichtigkeit waren die Operationen „Regenbogen“ und „Tage der Buße“ im Verlaufe des Jahres 2004 zur Unterbindung der Waffenlieferungen aus Ägypten in den Gaza-Streifen sowie zur Schaffung einer Pufferzone im nördlichen Gaza-Streifen, mit der weitere Raketenangriffe der Hamas verhindert werden sollten. Zum zweiten griff die israelische Seite zu gezielten Tötungen, durch die unter anderem der Generalsekretär der Volksfront zur Befreiung Palästinas, Abu Ali Mustafa, der Hamas-Gründer und -Anführer Scheich Ahmad Yasin sowie dessen nur 25 Tage im Amt befindlicher Nachfolger Abd al-Aziz ar-Rantisi starben.
Mehr als 1.000 Israelis verloren ihr Leben
Zum dritten wurde im Juni 2002 mit dem Bau einer großen Sperranlage an der Grenze zum Westjordanland begonnen. Das System von Stacheldrahtzäunen und Stahlbetonmauern zur Erschwerung des Einsickerns von Attentätern nach Israel hat seitdem schon eine Länge von 759 Kilometern erreicht. Und zum vierten verhafteten die israelischen Sicherheitskräfte rund 7.000 unter Terrorverdacht stehende Palästinenser und verbrachten sie in Internierungslager wie Ofer unweit von Baituniya.
Ungeachtet all dieser Maßnahmen gab es in den 1.558 Tagen der Zweiten Intifada 460 Angriffe mit Qassam-Raketen auf Israel. Dazu kamen 20.406 Terroranschläge unter Verwendung von Schußwaffen oder Sprengsätzen, bei denen 1.036 Israelis ums Leben kamen. Das waren freilich weniger Opfer als beim Massaker vom 7. Oktober 2023, in dessen Verlauf die Hamas und deren zivile Helfershelfer binnen weniger Stunden 1.182 Menschen ermordeten und mehrere hundert Geiseln nahmen. Die palästinensische Seite meldete ihrerseits 3.592 Tote im Zuge der Zweiten Intifada – mit eingeschlossen wohl auch die 365 Araber, welche wegen „Kollaboration mit dem zionistischen Feind“ gelyncht worden waren.
Nach der Intifada kam die Hamas an die Macht
Die maßgeblich von diversen Terrormilizen getragene Erhebung der Palästinenser endete am 8. Februar 2005 mit der Unterzeichnung eines Waffenstillstandes durch Arafats Nachfolger als PA-Chef, Mahmud Abbas, und den israelischen Ministerpräsidenten Scharon. Allerdings erklärte die Hamas wenige Stunden später, sie fühle sich nicht an diese Vereinbarung gebunden. Daher unternahm sie neue Raketenangriffe auf jüdische Ortschaften.
Im Juni 2007 errang die Hamas dann in bürgerkriegsähnlichen Kämpfen die Macht im Gaza-Streifen. Seither fanden dort keine freien Wahlen mehr statt. In den darauffolgenden Jahren baute die palästinensische Terrororganisation das Autonomiegebiet zu einer Festung aus, welche als Basis für die Dritte Intifada dienen sollte. Die selbige begann de facto am 7. Oktober 2023 mit einem Massenmord an Juden, der zu den bis heute anhaltenden Vergeltungsangriffen der israelischen Streitkräfte führte.