DÜSSELDORF. Am Ende hat für die CDU hinter dem Ergebnis noch ein Minus von einem Prozentpunkt gestanden. Trotzdem gewinnt sie die Kommunalwahlen in Nordrhein-Westfalen mit 33,3 Prozent. Dahinter folgt die SPD mit 22,1 Prozent (minus 2,2 Prozentpunkte). Beide ehemaligen Volksparteien erreichten das schlechteste Ergebnis der NRW-Kommunalwahlgeschichte. Die AfD ist mit einem Plus von 9,4 Punkten und 14,5 Prozent nun drittstärkste Kraft – erstmals vor den Grünen, die nur noch 13,1 Prozent (minus 6,5) erreichen. Die Linke kommt mit 5,6 Prozent und die FDP auf 3,7 Prozent der Stimmen. Die Wahlbeteiligung lag bei 56,8 Prozent (die JF berichtete).
Dabei war die AfD nicht einmal in allen Kommunen angetreten, weil ihr die Kandidaten fehlten. Das tatsächliche Wählerpotential dürfte also noch größer sein als das gestrige Ergebnis.
Ausrufzeichen setzte die Partei in Gelsenkirchen, Duisburg und Hagen. In allen drei Städten erreichten ihre Kandidaten die Stichwahl um das Amt des Oberbürgermeisters am 28. September.
Gelsenkirchen: AfD-Kandidat hofft auf CDU-Wähler
In Gelsenkirchen lag die gemeinsame Kandidatin von SPD und Grünen, Andrea Henze, mit 37,0 Prozent im ersten Wahlgang vorn. Es folgte Norbert Emmerich (AfD), den 29,8 Prozent wählten. Erst dahinter kommt Laura Rosen von der CDU mit 19,1 Prozent. Martin Gatzemeier (Die Linke | 3,7 Prozent und Susanne Cichos (FDP | 3,5 Prozent) spielten keine Rolle.
Der 72jährige pensionierte Bankkaufmann hofft bei der Stichwahl auf die Unions-Anhänger: „Wollen sie ein Weiter so oder eine tatsächliche Veränderung? Das müssen die CDU-Wähler entscheiden“, sagte Emmerich. Seine Chancen wollte er nicht konkret einschätzen.
In Gelsenkirchen stellt die AfD gemeinsam mit der SPD auch die stärkste Fraktion. Beide kommen auf 20 Mandate. Bei der Wahl lagen die Sozialdemokraten (30,4 Prozent) mit 406 Stimmen hauchdünn vor der AfD (29,9 Prozent). Die AfD verzeichnete ein Plus von 17,1 Prozentpunkten. In drei von fünf Gelsenkirchner Bezirksvertretungen ist die Partei nun stärkste Kraft. Insgesamt landete die CDU mit 19,1 Prozent auf Platz drei – vor den Grünen, die nur noch 4,6 Prozent erzielten. Die Linke erreichte 4,3, die FDP 2,7 Prozent.
Hagen: SPD-Kandidat scheidet vor Stichwahl aus
In Hagen war es bis zum Schluß der Auszählung eng. Doch dann stand fest: Dennis Rehbein (CDU) und Michael Eiche (AfD) gehen in zwei Wochen in die Stichwahl. Nach elf Jahren war der frühere sozialdemokratische Bürgermeister Erik O. Schulz nicht mehr angetreten. Genosse Thomas Köhler kam im ersten Wahlgang nur auf 20,99 Prozent und mußte sich dem AfD-Kandidaten knapp geschlagen geben. Eiche erhielt 21,21 Prozent. Vorn liegt CDU-Politiker Dennis Rehbein mit 25,08 Prozent.
Bei der Ratswahl verlor die CDU leicht (minus 1,2 Prozentpunkte) und kam auf 26,4 Prozent der Stimmen. Zweitstärkste Fraktion ist auch hier die AfD mit 22,4 Prozent – ein Plus von 13,1 Prozentpunkten. Erst dahinter folgt die SPD mit 19,9 Prozent (minus 5,6 Prozentpunkte). Die Grünen kommen nur noch auf 7,4 Prozent und verlieren stark (minus 5,9 Prozentpunkte).
Duisburg: Stichwahl zwischen SPD und AfD
In Duisburg konnte Amtsinhaber Sören Link (SPD) mit 46,0 Prozent keine absolute Mehrheit erzielen. Er geht nun gegen den AfD-Kandidaten Carsten Groß (AfD) in die Stichwahl, für den 19,7 Prozent der Wähler stimmten. Er landete damit vor Sylvia Linn (CDU | 14,5 Prozent) Sebastian Ritter (Grüne | 6,3 Prozent) und Barbara Laakmann (Linke | 4,6 Prozent).
Bei der Ratswahl ist der Abstand zwischen SPD und AfD deutlich geringer. Die Sozialdemokraten liegen mit 32,6 Prozent vorn, dahinter folgt die AfD mit 21,2 Prozent. Sie distanzierte die CDU (17,4 Prozent), die Grünen (9,1 Prozent) und die Linke (6,0 Prozent). Auf die sonstigen Parteien entfallen 13,8 Prozent.
Bei den Stichwahlen um die Oberbürgermeister-Posten in Gelsenkirchen, Duisburg und Hagen wollen sich CDU und SPD untereinander gegen die drei AfD-Kandidaten unterstützen. Das kündigten Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) und SPD-Landesparteichefin Sarah Philipp noch am Abend im WDR an. Beide Landesvorsitzenden wollen ihre Wähler dazu aufrufen, für den jeweils anderen Kandidaten zu stimmen, auf keinen Fall für den der AfD. In Nordrhein-Westfalen regiert auf Landesebene eine Koalition aus CDU und Grünen. (fh)