BERLIN. In Berlin ist eine Debatte über die Einrichtung von gesonderten Abteilen für sogenannte Flinta-Personen entbrannt. Mehr als 15.000 Menschen fordern in einer Petition, daß künftig „Frauen, Lesben, Inter-, nonbinäre, Trans- und Agender-Personen“ in Bussen, U-Bahnen, Straßenbahnen und S-Bahnen einen eigenen Bereich erhalten, „zum Beispiel im hinteren Teil eines Fahrzeugs – dort, wo oft übergriffige Männer sitzen“, schreibt die Initiatorin, die sich im Internet „Alex Born To Be Wild“ nennt.
Anlaß der Forderungen sei die hohe Anzahl sexueller Übergriffe im Berliner Nahverkehr. „Jede Flinta*-Person“, heißt es im Text, kenne Situationen, in denen sie von fremden Männern „angestarrt, bedrängt, begrapscht“ werde.
Die Initiatorin berichtet auch von persönlichen Mißbrauchserlebnissen. „Ich wurde verfolgt. Mir wurde unter den Rock gegriffen. Jemand hat sich unter meinem Rock an mir ’abgewischt’“. In der Silvesternacht vom Jahreswechsel 2014 auf 2015 sei sie von einem Mann vergewaltigt worden, der sie in einer U-Bahn-Station verfolgt hatte.
Grüne forderten 2024 ein Frauenabteil
Ein speziell markiertes Abteil für Frauen soll daher für mehr Sicherheit sorgen. „Dort könnten lilafarbene Sitze deutlich machen: Hier ist ein Schutzraum für FLINTA*!“
Bereits 2024 hatte die Berliner Grünen-Abgeordneten Antje Kapek eigene Frauenabteile im öffentlichen Nahverkehr gefordert. Aufgrund der Zunahme von „schrecklichen Übergriffen auf Frauen“ seien getrennte Räume notwendig. In der japanischen Hauptstadt Tokio gebe es bereits ähnliche Modelle, erklärte Kapek. Sie forderte zudem, daß in den Sonderabteilen stets eine zusätzliche Person als Aufpasser mitfahren müsse.
Zahl der Sexualstraftaten in Berlin steigt
Tatsächlich ist die Zahl der Sexualstraftaten im Berliner Nahverkehr im vergangenen Jahr um 15 Prozent gestiegen, wie der RBB berichtete. Insgesamt ereignete sich dort 2024 durchschnittlich mehr als ein Sexualdelikt pro Tag. Mehr als 90 Prozent der Opfer sind weiblich, die Tatverdächtigen größtenteils männlich.
Der Anteil an ausländischen Tätern ist in diesem Zusammenhang nicht genau bekannt. Generell werden Sexualdelikte in der deutschen Hauptstadt jedoch überproportional häufig von Ausländern begangen. Im Jahr 2024 besaß knapp die Hälfte der Tatverdächtigen keinen deutschen Paß.
Fast jeden dritten Tag gibt es eine Gruppenvergewaltigung
Von 754 Verdächtigen wegen Vergewaltigung waren 373 ausländische Staatsbürger. Bei sexuellen Belästigungen waren es 353 von insgesamt 701 Tatverdächtigen. Zum Vergleich: 2023 hatten lediglich knapp 24 Prozent der Anwohner Berlins keinen deutschen Paß
Insgesamt werden in Berlin im Schnitt 20 Sexualstraftaten pro Tag begangen. Seit 2018 ist diese Zahl deutlich gestiegen.
Im Jahr 2023 gab es in Berlin fast jeden dritten Tag eine Gruppenvergewaltigung. Von insgesamt 106 Tatverdächtigen hatten dabei 54 Prozent eine ausländische Staatsbürgerschaft. Allerdings fanden lediglich zwei dieser Taten in öffentlichen Verkehrsmitteln statt – am häufigsten agierten die Täter in Mehrfamilienhäusern. (lb)