BERLIN. Der Chef des Energiedienstleisters Nukem, Thomas Seipolt, hat grünes Licht für eine mögliche Rückkehr der Kernkraft in Deutschland gegeben. Konkret geht es um die sechs Werke, die zwischen 2021 und 2023 abgeschaltet wurden. Seipolt zeigte sich überzeugt, diese könnten bis 2030 wieder hochgefahren werden.
Die einzige Bedingung: „Der Rückbau muß am besten sofort gestoppt werden“, forderte Seipolt gegenüber der Bild-Zeitung. „Wir sehen eine realistische Comeback-Möglichkeit für die Atomkraft und machen der neuen Bundesregierung daher ein Angebot.“ Damit werde eine günstige und sichere Stromversorgung, „wettbewerbsfähiger Strom für die Industrie und Unabhängigkeit von Importen“ sichergestellt.
Kernkraft-Debatte könnte Koalitionsgespräche beeinflussen
Das Projekt würde laut dem Nukem-Chef etwa „ein bis drei Milliarden Euro pro Kraftwerk“ kosten. Das sei im Einzelnen abhängig vom Status des Rückbaus und vom Zustand des Kraftwerks. Seiner Einschätzung nach könnten die dann reaktivierten Werke bis über das Jahr 2050 hinaus Strom produzieren.
Seipolt widerspricht damit Noch-Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne), der den Ausstieg aus der Kernkraft mehrmals als unumkehrbar bezeichnet hatte, weil der Rückbau bereits zu weit fortgeschritten sei.
Unklar ist, wie sich die Einschätzung des Energiedienstleisters auf die Koalitionsgespräche zwischen Union und SPD auswirken wird. CDU und CSU hatten zuletzt immer wieder eine Rückkehr zur nuklearen Energiegewinnung gefordert, die Sozialdemokraten lehnen das ab. (st)