BERLIN. Nach der Kritik mehrerer Historiker hat die „Fridays for Future”-Organisatorin Luisa Neubauer einen Post auf der Internetseite X gelöscht – darin hatte sie den ehemaligen CDU-Bundeskanzler Konrad Adenauer (1876–1967) als Vorbild für die von ihr geforderte „Brandmauer“-Politik dargestellt.
Am Dienstag postete die 28jährige ein CDU-Wahlplakat aus den 50er Jahren. Darauf zu sehen: Adenauer und der damalige christdemokratische Wahlspruch „Keine Experimente!“. Neubauer schrieb dazu: „Bringt diese Energie zurück“ und verwendete den Hashtag „Brandmauer“. Darunter fügte sie hinzu: „Keine Experimente mit unserer Demokratie, keine Experimente mit der Brandmauer, keine Experimente mit Faschisten“.
![Von einem 50er Jahre Wahlplakat starrt uns das Gesicht Konrad Adenauers an und fordert "Keine Experimente" – für Luisa Neubauer offenbar ein vorbildliches Symbol für die Brandmauer](http://assets.jungefreiheit.de/2025/02/cdu50is-900x1292.webp)
Der Historiker Michael Wolffsohn kommentierte gegenüber der Bild: „Liebe Frau Neubauer, offenbar wissen Sie nicht, daß Adenauer mit der Deutschen Partei und dem Bund Heimatvertriebener und Entrechteter koalierte. Beide waren mindestens so rechts wie heute die AfD.“ Indem er sie einband, habe Adenauer sie ausgetrocknet, schrieb Wolffsohn. „Unwissentlich und unwillentlich haben Sie Friedrich Merz applaudiert.“
*Keine Experimente mit unserer Demokratie, keine Experimente mit der Brandmauer, keine Experimente mit Faschisten @CDU.
— Luisa Neubauer (@Luisamneubauer) February 4, 2025
Rödder zu Neubauer: „Zeugt von fundamentaler historischer Unbildung“
Andreas Rödder, kritisierte gegenüber der Bild: „Adenauer für die Brandmauer in Anspruch zu nehmen, zeugt von fundamentaler historischer Unbildung. Adenauer hat frühere Nazis in die bundesdeutsche Demokratie integriert – das Gegenteil des Ausschlusses durch die Brandmauer.“
Tatsächlich befand sich die Deutsche Partei mehr als zehn Jahre lang mit der CDU in einer Regierung, von 1949 bis 1961. Zwischenzeitlich kam auch noch der deutschkonservative Bund Heimatvertriebener und Entrechteter dazu, zeitweise auch die FDP.
Bei der Deutschen Partei handelte es sich um eine rechtskonservative Partei, die nach Aussage ihres eigenen Vorsitzenden Heinrich Hellwege es zum Ziel hatte, „die zum Rechtsradikalismus hin tendierenden Kräfte unseres Volkes auf uns zu ziehen, sie über und mit uns in die Bahn einer konstruktiven Politik zu lenken“. (lb)