WIEN/BERLIN. Ein österreichischer Medienbericht über die Auslandsoffensive der türkischen Religionsbehörde Diyanet hat Reaktionen in Deutschland hervorgerufen. CDU und CSU kritisieren die islamistische Einflußnahme durch die direkt Präsident Recep Tayyip Erdogan unterstellte Behörde und fordern strikte Gegenmaßnahmen.
Die Religionsbehörde Diyanet vertritt eine islamistische Ideologie, die andere Religionen ausschließt. Vorstand Ali Erbas erklärte etwa öffentlich, daß alle anderen Glaubensrichtungen falsch seien. Die Diyanet propagiert zudem, daß Muslime keine Freundschaften mit Christen oder Juden eingehen sollten. Ein von ihr verbreitetes Buch, der Ilmihal für Frauen, rechtfertigt das Schlagen von Ehefrauen und die Tötung von Personen, die den Propheten beleidigen. Dieses Werk steht in Deutschland seit zwei Jahren auf dem Index.
Islam-Missionierungsoffensive in Europa
Im aktuellen Fünfjahresplan (2024–2028) der Diyanet wird laut der oberösterreichischen Zeitung Volksblatt nun eine Ausweitung der Auslandstätigkeiten festgelegt. Besonders in Europa sollen Missionsaktivitäten intensiviert werden. Hierfür wird das Budget der Behörde um 70 Prozent erhöht und es sollen Auslandstürken als Mitarbeiter rekrutiert werden. Diplomatische Vertretungen sowie Moscheevereine und Verbände dienen als zentrale Anlaufstellen. Der türkische Präsident Erdogan selbst beschreibt in seinem Vorwort zum Strategieplan, daß man weltweit – und besonders unter Jugendlichen – ein islamisches Bewußtsein nach den Prinzipien des Korans und der Sunna fördern wolle.
In Deutschland kritisiert die CDU gegenüber der österreichischen Zeitung den institutionellen Einfluß der Diyanet scharf. Der Bundestagsabgeordnete Christoph de Vries fordert die Schließung religiöser Einrichtungen, die unter ausländischer Kontrolle stehen. Organisationen, die vom Verfassungsschutz beobachtet werden, sollen zudem die Gemeinnützigkeit verlieren. Zudem plädiert die CDU für die Einrichtung einer Dokumentationsstelle für politischen Islamismus nach österreichischem Vorbild. Diese solle Studien erstellen, die Öffentlichkeit informieren und Materialien für Schulen bereitstellen. Auch ein Expertenkreis zum Thema Islamismus soll beim Innenministerium wieder etabliert werden.
Die österreichische Regierung zeigt sich indes bisher wenig alarmiert, obwohl die Diyanet über die Atib – das österreichische Pendant zur Ditib – erheblichen Einfluß auf die türkische Gemeinschaft hat. Weder Integrationsministerin Susanne Raab noch Außenminister Alexander Schallenberg (beide ÖVP) wollten sich zu den Plänen der türkischen Religionsbehörde äußern. (rr)