MÜNCHEN. Die Gewerkschaften Verdi und der Bayerische Journalisten-Verband haben die Mitarbeiter des Bayerischen Rundfunks (BR) zu einem eintägigen Warnstreik aufgerufen. Der Streik begann am Montagmorgen um 03:30 Uhr und soll bis Dienstag um 03:59 Uhr andauern. Betroffen ist auch das BR-Hauptstadtstudio in Berlin.
Hintergrund ist der laufende Tarifkonflikt beim BR. Die Mitarbeiter fordern eine Gehaltserhöhung um 10,5 Prozent sowie unter anderem eine Beschäftigungsgarantie für feste freie Mitarbeiter bis 2028. Der Tarifabschluß soll ferner nur ein Jahr lang gelten, und 2025 soll erneut über eine Erhöhung verhandelt werden.
Dagegen bietet der Sender eine Gehaltserhöhung von 4,71 Prozent bei einer Laufzeit von zwei Jahren. 2025 soll keine weitere Erhöhung verhandelt werden. In acht Verhandlungsrunden gab es bislang keine Einigung.
So hoch sind die aktuellen Gehälter
Verdi begründet die Forderung der Mitarbeiter mit der Inflation und den gestiegenen Lebenshaltungskosten. „Das BR-Angebot von 4,71 Prozent auf zwei Jahre würde angesichts der Inflation einen drastischen Kaufkraftverlust für die Rundfunkbeschäftigten bedeuten. Angesichts der gestiegenen Lebenshaltungskosten ist das für die Beschäftigten nicht zumutbar. Ein Ausbleiben eines fairen Kaufkraftausgleichs wäre für viele BR-Beschäftigte existenzbedrohend“, teilte die Gewerkschaft mit.
Aktuell verdienen Redakteure beim BR zwischen 5.187 und 10.850 Euro. Das Gehalt zum Beispiel für Sekretärinnen liegt bei 3.190 bis 6.051 Euro. Die JUNGE FREIHEIT wollte daher wissen, ob die anvisierte Gehaltserhöhung um 10,5 Prozent nicht unangemessen sei.
Verdi bezieht Stellung
„Nein“, betonte Annette Greca, die Verdi-Verhandlungsführerin. Denn zum einen seien die Rundfunk-Mitarbeiter „sehr kompetent“. Zum anderen gebe es sehr viele niedrige Gehaltsstufen. Außerdem habe Verdi zu Beginn der Tarifverhandlungen eine soziale Staffelung vorgeschlagen und wollte lediglich die Gehälter bis zur Gehaltsstufe 10 anheben.
Dies sei vom BR jedoch abgelehnt worden. Laut Greca argumentierte der Sender, es seien „eher die Gehälter der niedrigen Stufen, die zu hoch sind“, während es bei den aktuellen Vergütungen in den höheren Gehaltsstufen schwierig sei, qualifizierte Mitarbeiter zu finden. Der BR wollte sich zu dieser Darstellung nicht äußern. Ein Sprecher sagte der JF: „Bitte haben Sie Verständnis, daß wir die laufenden Gehaltstarifverhandlungen vertraulich im Kreis der Tarifpartner führen.“
In den vergangenen Wochen hatten die Beschäftigten schon mehrmals gestreikt, zuletzt Ende September. Durch die Arbeitsniederlegung kam es zu Programmausfällen im Hörfunkprogramm des Senders. (dh)