ALLENSBACH. Das Sicherheitsgefühl der Deutschen hat sich drastisch verschlechtert. Laut dem Sicherheitsreport Meinungsforschungsinstituts Allensbach geben nur noch 61 Prozent der befragten Deutschen an, sich in der Bundesrepublik sicher zu fühlen. Die repräsentative Bevölkerungsumfrage, die seit 2011 jährlich durchgeführt wird, zählte in den vergangenen Jahren mehr als 70 Prozent von Bürgern, die sich sicher fühlen – in den Pandemiejahren 2020 und 2021 sogar 82 Prozent.
Die Gründe für das gesunkene Sicherheitsgefühl der Bürger sind vielfältig. Fast neun von zehn Befragten (86 Prozent) halten islamistische Gruppierungen für die größte Gefahr im Land. Darauf folgen Clans und arabische Großfamilien (81 Prozent).
Sicherheitsgefühl unterschiedlich in Ost- und Westdeutschland
Vor allem bei den weiteren Gruppen, die vom Bundesbürger als Gefahr wahrgenommen werden, zeigt sich eine Spaltung zwischen Ost- und Westdeutschland. Rechtsextremisten sehen in Westdeutschland 76 Prozent der Bevölkerung als große Bedrohung, im Osten sind es 69 Prozent. AfD-Anhänger halten in Westdeutschland 44 Prozent der Bürger für eine signifikante Gefahr, in Ostdeutschland glaubt das weniger als ein Drittel (29 Prozent).
Fast die Hälfte der Bürger glaubt dagegen, daß durch den Zuzug von Migranten die Kriminalität deutlich steigen werde, 2016 waren das lediglich 37 Prozent. Weitere 35 Prozent vermuten, die Kriminalität werde dadurch „etwas“ steigen. Daß die derzeitige Migration keinerlei Auswirkungen auf die Kriminalität haben wird, denken vier Prozent der Befragten. Dementsprechend negativ bewerten die Menschen auch die anhaltende Migration. „Große Sorgen“ bereitet das 60 Prozent der West- und 77 Prozent der Ostdeutschen.
Mehr als drei von vier Befragten (76 Prozent) machen sich weiterhin große Sorgen um die Inflation und die allgemeine Preissteigerung. Die eigenen Heiz- und Energiekosten treiben 58 Prozent um. Die Hälfte der Bürger (exakt 50 Prozent) befürchtet, daß die politische Stabilität in Deutschland abnehmen wird. Ebenfalls 50 Prozent zeigen sich besorgt, Deutschland könnte in militärische Konflikte hineingezogen werden.
Außenpolitik spaltet die Nation
Außenpolitisch sind die Bundesbürger ebenso gespalten wie beim Themenkomplex Migration und Kriminalität. Knapp ein Viertel aller Befragten (24 Prozent) halten die USA für eine große Gefahr für den Frieden, in Ostdeutschland sind es 40 Prozent. Dieselbe Frage auf Rußland gemünzt zeigt ein anderes Bild: 75 Prozent der Deutschen halten Moskau für eine große Bedrohung des Friedens, in Ostdeutschland denken das lediglich 53 Prozent.
Die gescheiterte Frühjahrsoffensive Kiews im Ukraine-Krieg wirkt sich auf die Einschätzung der Bürger aus. Lediglich zehn Prozent der Bundesbürger trauen der Ukraine noch einen militärischen Sieg zu, 34 Prozent sehen Moskau als künftigen Kriegsgewinner. Die deutliche Mehrheit – 56 Prozent – traut sich selbst keine fundierte Prognose zu.
Für den Sicherheitsreport 2024 befragte Allensbach eigenen Angaben zufolge 1.018 Personen mit einem Mindestalter von 16 Jahren. Die Befragungen fanden zwischen dem 5. und dem 18. Januar dieses Jahres statt. (st)