LEIPZIG. Der Sänger Gil Ofarim hat vor dem Leipziger Landgericht zugegeben, sich einen antisemitischen Vorfall in einem Hotel in der Stadt nur ausgedacht zu haben. Ofarim hatte im Oktober 2021 behauptet, er sei wegen einer Davidstern-Halskette aus dem „The Westin“ geflogen und veröffentliche dazu sofort ein millionenfach aufgerufenes Video in den sozialen Netzwerken.
Der Fall hatte auch die Politik auf den Plan gerufen. So empörten sich zahlreiche Politiker, Journalisten, aber auch der Zentralrat der Juden über den angeblichen Vorgang. Allerdings waren an seiner Schilderung schnell Zweifel aufgekommen, über die die JUNGE FREIHEIT früh berichtete. Das Hotel beauftragte zudem eigene Gutachter, laut denen der bis dahin recht unbekannte Künstler gar keinen Davidstern getragen habe.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Gericht: Ofarim hat viele Nachteile erlitten
Ofarim entschuldigte sich nun bei dem von ihm öffentlich angeprangerten Hotelmanager, den er nur „Herr W.“ nannte. Dieser nahm die Entschuldigung an. Das Gericht stellte das Verfahren gegen Ofarim daraufhin unverzüglich ein. Voraussetzung sei, daß er als Auflage insgesamt 10.000 Euro an die Jüdische Gemeinde in Leipzig sowie den Trägerverein des Hauses der Wannseekonferenz zahle. Zudem hätten neutrale Zeugen alle Zweifel an der dem tatsächlichen Geschehen ausgeräumt.
Durch die Entschuldigung des Angeklagten sei der Hotelmanager zudem „wirkungsvoller rehabilitiert worden, als es durch ein Urteil möglich gewesen wäre“, teilte das Gericht mit und wies daraufhin, daß Ofarim durch die von ihm selbst in die Welt gesetzte Lügengeschichte „erhebliche Nachteile“ erlitten habe.
Die Staatsanwaltschaft hatte Ofarim Verleumdung, das abgeben einer falschen eidesstattlichen Versicherung sowie Prozeßbetrug vorgeworfen. (ho)