BERLIN. Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) hat Deutschland Nachholbedarf beim Thema Gleichstellung bescheinigt. „Für mich ist das Patriarchat vorbei, wenn Frauen ökonomisch und politisch gleichgestellt sind und die Hälfte der Macht den Frauen gehört“, sagte sie dem Tagesspiegel anläßlich des „Equal Pay Day“, der auf den vermeintlichen Verdienstabstand von Frauen zu Männern aufmerksam machen soll.
#EqualPay Zukunftskongress! Bundesfrauenministerin @lisapaus ‚Die Kunst der gleichen Bezahlung‘. Kunst- und kulturschaffende Frauen s. immer noch unterrepräsentiert und verdienen durchschnittlich 30% weniger. #Gleichstellung #FraueninFührung @BPW_Germany @birte_siemonsen @BMFSFJ pic.twitter.com/UAopdU7yV8
— FidAR (@FidAReV) March 4, 2023
„Ungleichheit und Diskriminierung sind kein individuelles, sondern ein strukturelles Problem, das wir auch strukturell lösen müssen. Dafür setze ich mich ein, mit allen Hebeln, die mir zur Verfügung stehen“, kündigte Paus an. So müsse „geschlechtsspezifische Gewalt“ künftig etwa als patriarchales Denk- und Verhaltensmuster anerkannt und geahndet werden.
Auf die Frage hin, was eine Frau sei, stellte sie klar: „Eine Frau ist eine Person, die sich selbst als Frau identifiziert.“ Sie befürworte es, daß Menschen durch das Selbstbestimmungsgesetz ihren Geschlechtseintrag künftig leichter ändern lassen könnten. Der Schritt sei „überfällig“.
Paus: Antifeminismus knüpft an Rechtsextremismus an
Sogenannter Antifeminismus sei indes mehr als eine kritische Haltung gegenüber dem Feminismus. Der Überzeugung liege die Vorstellung zugrunde, Frauen seien Männern in einer „natürlichen Ordnung“ unterlegen. Damit knüpfe der „Antifeminismus“ an „Rassismus und Rechtsextremismus als Phänomene gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit“ an. Es erschrecke sie, wie weit die Überzeugung mittlerweile verbreitet sei.
Jungs würden bestimmte Verhaltensweisen anerzogen, beispielsweise nicht zu weinen, Mädchen ins Kino einzuladen oder das Interesse für Technik und Autos. „Als mein Sohn in der Kita war, fand ich es erschreckend, wie die Kinderwelt von vielen Spielwarenherstellern wieder in Rosa und Hellblau aufgeteilt wird. Das war anders, als ich ein Kind war, und ich dachte, wir hätten das überwunden. Anscheinend verkauft sich das aber gut“, erzählte die Familienministerin aus ihrer persönlichen Erfahrung. (zit)