BERLIN. Der Berliner Migrationsforscher Ruud Koopmans hat die Krawalle von marokkanischstämmigen Jugendlichen in Belgien als „Teil eines größeren Phänomens“ eingeordnet. Viele Einwanderer aus muslimisch geprägten Ländern, die heute in Europa lebten, seien in einer „Kultur des Hasses auf den Westen“ aufgewachsen, sagte er der Bild-Zeitung.
Anlaß für Koopmans Kritik sind schwere Ausschreitungen in Belgien nach dem 2:0 Sieg Marokkos gegen das Land bei der Fußball-WM in Katar. Marokkanischstämmige Migranten hatten bürgerkriegsähnliche Zustände in ihrem Gastland herbeigeführt. Sie zerstörten Schaufenster und Autos, legten Feuer und verwüsteten ganze Straßenzüge.
Koopmans: Einige Migranten verachten den belgischen Staat
„Viele marokkanisch-stämmige Jugendliche identifizieren sich überhaupt nicht mit dem Land, in dem sie leben“, betonte der Migrationsforscher. Die marokkanische Gemeinschaft in Belgien sei sehr gespalten. „Ein Teil ist gut integriert, ein anderer Teil kaum.“ Das Verhalten der Randalierer zeuge von tiefer Verachtung gegenüber diesem Staat. Der gut integrierte Teil der marokkanischen Gemeinschaft sei hingegen schockiert von den Ausschreitungen.
The riots by Moroccan fans have spread from Brussels to Amsterdam tonight.
Morocco won against Belgium 2-0 at the World Cup a few hours ago.
🇲🇦🇧🇪🇳🇱 pic.twitter.com/h4Z3JhHX7h
— Visegrád 24 (@visegrad24) November 27, 2022
In Moscheen oder durch Politiker und Medien in ihren arabischen Heimatländern werde den Menschen der Eindruck vermittelt, der Westen sei der Feind des Islams, der Moslems unterdrücke und alles Muslimische vernichten wolle. Es handle sich um gezielte „antiwestliche Propaganda“.
Auch in Deutschland könne es Migrantenkrawalle geben
Moslemische Migranten sähen sich oftmals als „Opfer eines weltweiten Kampfes gegen den Islam“. Die Unterstützung vieler westlicher Länder für den Staat Israel stütze ihr Weltbild. Als Marokko das WM-Spiel gegen Belgien gewonnen habe, habe sich der „Haß in Krawallen entladen“, erklärte Koopmans.
Auch in Deutschland sind laut dem Migrationsforscher Krawalle wie in Belgien möglich. Auch hierzulande hätten einige Einwanderer nur Verachtung für den Staat, in dem sie lebten, übrig. Besonders unter Türken sei das der Fall, weil Präsident Recep Tayyip Erdoğan seine Reden immer wieder mit der Erzählung über die angebliche Unterdrückung von Moslems in Europa versehe. (zit)