HANNOVER. In Deutschland haben sich die Gaspreise vervielfacht. Eine Ursache: Das ausbleibende Gas aus Rußland stößt auf eine große Nachfrage kurz vor Beginn der Heizsaison. Doch Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) schließt Gaslieferungen über Nord Stream 2 für immer aus. Auch nach der Zeit Wladimir Putins als russischem Präsidenten dürfe die fertiggestellte Pipeline nicht in Betrieb gehen, bekräftigte der Politiker.
Hintergrund: Putin hatte kürzlich gesagt, er wolle die Pipeline bei Bedarf in Betrieb nehmen. Dies könnte den Gasmarkt entlasten und zu fallenden Preisen führen. Doch Weil schließt das jetzt für alle Zeiten aus – selbst nach einem Ende der Putin-Ära. „Der Vertrauensverlust ist so fundamental, daß es nie wieder eine Situation geben wird, in der eine deutsche Bundesregierung auf Energie aus Rußland setzen kann“, sagte er der dpa. Weil: „Nord Stream 2 wird nie in Betrieb gehen.“
Weil: Die Brücken sind unwiederbringlich abgebrochen
Die Bundesregierung hatte das Genehmigungsverfahren für die fertige Pipeline im Februar kurz vor dem russischen Angriff auf die Ukraine unterbrochen. Derzeit fließt auch kein Gas durch die andere Ostseepipeline Nord Stream 1. Die Lieferungen hat Rußlands Staatskonzern Gazprom eingestellt. Angeblich gebe es technische Probleme, die aufgrund der westlichen Sanktionen nicht zu beheben seien.
Weil sagte kurz vor den Landtagswahlen in seinem Bundesland am 9. Oktober, es werde nie wieder zu einer Energie-Partnerschaft mit dem rohstoffreichen Nachbarn kommen. „Die Russen haben längst alle Brücken abgebrochen, und zwar indem sie das wichtigste Gut einer Partnerschaft zerstört haben: Vertrauen.“ Die Kooperation sei „unwiederbringlich zerstört. Und der Westen wird sich davon schneller erholen als Rußland.“ (fh)