BERLIN. Der Virologe Jonas Schmidt-Chanasit hat die geplanten Corona-Maßnahmen kritisiert. Es gebe einige Punkte im neuen Infektionsschutzgesetz, die „aus wissenschaftlicher Sicht nicht nachvollziehbar sind“. Als Beispiel nannte er die FFP2-Maskenpflicht, die in Deutschland weiter durchgesetzt werden soll. „Dort gibt es eben keine wissenschaftliche Evidenz, daß das im Vergleich zur OP-Maske einen Effekt hat“. Mit diesem Vorstoß stehe die Bundesrepublik zudem „weltweit alleine da“, sagte er der Welt.
Unlängst hatte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) vor einem „schweren Corona-Herbst“ gewarnt und erneute Lockdowns in die Diskussion eingebracht. Von dieser Marschroute hält Schmidt-Chanasit nichts, schon früher hatte er den Gesundheitsminister scharf attackiert. Die aktuelle Aussage Lauterbachs sei zu pauschal, der Virologe sieht weiterhin ungelöste Probleme im Gesundheitswesen, hauptsächlich den Personalmangel in der Pflege. Darüber hinaus monierte Schmidt-Chanasit die „monothematische Fixierung auf Sars-CoV-2“, die gesundheitspolitisch wenig bringe.
Entscheidende Corona-Kennzahlen fehlen weiterhin
Zudem beanstandete der Virologe der Universität Hamburg die immer noch fehlende, nationale Datenlage zur Corona-Pandemie. Im Herbst könne dies noch ein Faktor werden, wenn einzelne Bundesländer ihre länderspezifischen Corona-Regeln beschließen dürfen. „Letztendlich hatten wir bei diesen Kennzahlen schon in der Vergangenheit große Probleme: bei der schnellen Verarbeitung, ein schnelles digitales Lagebild zu erstellen.“ Dieses Versäumnis hatte laut ihm bereits der Corona-Expertenrat der Bundesregierung moniert.
Auch die vieldiskutierten Regierungsflüge ohne Maske an Bord kommentierte der Naturwissenschaftler. „Jenseits der juristischen Fragen ist das ein fatales Signal unserer Repräsentanten des Staates, die eine Vorbildfunktion haben sollten.“ Er könne demnach nachvollziehen, „daß sich jetzt viele Bürger fragen, warum sie noch Maske tragen müssen.“ Insbesondere, wenn diese Bürger PCR-getestet seien. Sollte die Bevölkerung die Corona-Maßnahmen nicht mehr mittragen, „dann haben wir ein großes Problem“. (ab)