BERLIN. Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) hat vor einer schweren Wirtschaftskrise gewarnt. Die „Gefahr“ bestehe „aufgrund der stark gestiegenen Energiepreise, aufgrund der Lieferketten-Probleme, aufgrund auch der Inflation“, sagte er gestern Abend im ZDF-„heute-journal“.
Bereits „in einigen Wochen und Monaten“, so der Politiker, könnte Deutschland „eine sehr besorgniserregende Situation haben“. Er prognostizierte „drei bis vier, vielleicht fünf Jahre der Knappheit“. Dafür müsse man eine Antwort finden.
Lindner: „In dieser Situation dürfen wir nicht wählerisch sein.“ Es sei notwendig, über alle Möglichkeiten zu sprechen, auch über verlängerte Laufzeiten für die drei noch funktionsfähigen Kernkraftwerke in Deutschland.
Wegen der ausbleibenden Gaslieferungen aus Rußland fordert Lindners Partei, die FDP, einen Weiterbetrieb der drei noch laufenden deutschen Atomkraftwerke zumindest noch einmal zu prüfen. SPD und Grüne wollen hingegen, wie zuvor von der Großen Koalition geplant, zum Jahresende komplett aus der Atomenergie aussteigen. Die drei verbliebenen Meiler sollen spätestens Ende Dezember endgültig vom Netz gehen. So sieht es auch das Atomgesetz vor.
Lindner: „Putin hat uns nicht in der Hand“
Lindner räumte ein, daß es in der Ampel-Koalition darüber „kein Einvernehmen“ gebe. Gleichzeitig kritisierte er die Pläne von Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne), auf Kohlekraftwerke zu setzen: „Mich befriedigt jedenfalls nicht, daß wir die klimaschädliche Kohle verlängern, die Möglichkeiten der Kernenergie aber nicht einmal in Erwägung ziehen.“
Daß Rußlands Präsident Wladimir Putin Deutschland unter Druck setzen könne, bestritt Lindner: „Er hat uns nicht in der Hand, sondern wir sind die Gestalterinnen und Gestalter unseres Schicksals“. Deutschland könne seine Energieversorgung diversifizieren, andere Lieferketten schließen und frei handeln. Zudem könnten heimisches Gas und Ölvorkommen genutzt werden. „Es darf jetzt keine Denktabus geben, wenn es darum geht, die Preisentwicklung für die Menschen zu kontrollieren“, sagte der Finanzminister. (fh)