GRENOBLE. Der Stadtrat im französischen Grenoble hat die Bekleidungsvorschriften in öffentlichen Schwimmbädern weitgehend aufgehoben. Auch das Tragen von Burkinis soll demnach künftig gestattet sein, berichtete die Nachrichtenagentur AFP
Bislang durfte Badebekleidung in öffentlichen Schwimmbädern der Stadt höchstens vom Nacken bis zum Knie reichen. Damit war das Tragen der islamischen Ganzkörperverschleierung verboten.
Um Unklarheiten vorzubeugen, werde in der künftigen Verordnung, die ab 1. Juni gelten soll, der Begriff „Badeanzug“ durch „Badebekleidung“ ersetzt. Frauen dürfen überdies künftig auch oben ohne baden.
Kritiker wittern Zugeständnis an den Islam
Kritiker beanstanden die Neuregelung als ein weiteres Zugeständnis des eigentlich laizistischen Frankreichs gegenüber dem Islam. Befürworter sehen dagegen eine Liberalisierung der Öffentlichkeit.
Eingebracht hatte den Vorschlag Bürgermeister Eric Piolle (Grüne). Der Abstimmung war ein Streit über die Bekleidungsvorschriften in Schwimmbädern der Stadt vorausgegangen, der im gesamte Land Debatten ausgelöst hatte.
Präsident der Region Auvergne-Rhône-Alpes will Grenoble Gelder kürzen
Ob die neue Verordnung auch wirklich umgesetzt wird, ist noch unklar. Der Präfekt des Departements Isère, Laurent Prevost, kündigte an, auf Anweisung des französischen Innenministeriums rechtliche Schritte gegen die Verordnung vor dem Verwaltungsgericht in Grenoble einzuleiten.
Der Präsident der Region Auvergne-Rhône-Alpes, zu der Grenoble gehört, Laurent Wauquiez (Republikaner), hatte bereits im Vorfeld damit gedroht, Gelder einzufrieren, sollte der Stadtrat die bisherige Regelung kippen und das Tragen von Burkinis erlauben. „Ich warne den Bürgermeister: In diesem Fall wird die Region sämtliche Subventionen für die Stadt Grenoble einstellen. Kein Centime der Bewohner von Auvergne-Rhône-Alpes wird die Unterwerfung unter den Islamismus finanzieren“, bekräftigte er. (JF)