BRAUNSCHWEIG. Die Redaktionsleiterin „Deutsch und Gesellschaftswissenschaften“ beim Westermann-Verlag, Stefanie Hein, hat sich für die Überprüfung von rassistischen Klischees in Schulbüchern ausgesprochen. „Die Notwendigkeit ist sehr deutlich, daß wir von der Perspektive ‘Wir und die Anderen’ wegkommen“, betonte die Buchmacherin am Montag im Gespräch mit dem Deutschlandfunk.
Sie verwies auf ältere Lehrbücher aus dem Politikunterricht, wo noch gefragt werde, wie viele ausländische Kinder in der Klasse sitzen würden. „Das impliziert immer eine Mehrheitsgesellschaft, die daneben Minderheiten hat, die argwöhnisch beäugt werden. Solche Fragestellungen sind im allgemeinen Verständnis nicht mehr zielführend und wünschenswert“, unterstrich sie.
Schulbuch-Themen reflektierten gesellschaftliche Debatten. „Das betrifft konkret die Bereiche Migration, Integration, Familienformen und Rollenbilder, die sich stark im Wandel befinden, das Judentum, den Nahostkonflikt, aber auch Rassismus, Kolonialismus und Imperialismus“, erläuterte Hein.
Türkischer Elternverband beschwert sich über Schulbuch
Vergangene Woche erst hatten sich türkische Elternverbände öffentlichkeitswirksam über eine angeblich rassistische Aufgabenstellung in einem Philosophie-Lehrbuch beschwert, in der es um Zwangsehen ging. Die Schule hatte sich daraufhin für die Verwendung des Buches entschuldigt und der Cornelsen-Verlag angekündigt, es umzuarbeiten.
„Unsere Redaktion hat die Seite heute geprüft und ist der Ansicht, daß die Darstellung unnötig zugespitzt und klischeehaft ist. Auch wenn die geschilderte Extremsituation geeignet ist, um ein Dilemma philosophisch zu diskutieren, werden wir es umgehen im Nachdruck gegen eine Neuformulierung austauschen“, versicherte der Verlag damals.
„Vielen Menschen nicht klar, wo Rassismus anfängt“
Für ihr Verlagshaus unterstrich Hein, man sei beim Thema Rassismus besonders aufmerksam. „Im letzten Jahr haben wir einen verlagsübergreifenden Workshop durchgeführt, der zum Ziel hatte, für Rassismus und Anti-Rassismus zu sensibilisieren.“ Alle Redakteure hätten sich sehr für die Problematik interessiert.
Natürlich würde jeder von sich behaupten, selbst kein Rassist zu sein. Aber es gebe vieles, was man unterschwellig kommuniziere. „Vielen Menschen ist gar nicht klar, wo Rassismus anfängt und wo er aufhört.“ Das hätten die Verlagsmitarbeiter in der Folge auch den Autoren begreiflich gemacht. (fw)