LONDON. Die britische Regierung hat angekündigt, den Vorwürfen nachzugehen, im vergangenen Winter habe es in Downing-Street eine verbotene Weihnachtsfeier während des Lockdowns gegeben. „Wie bei allen Untersuchungen so werden auch bei dieser alle Hinweise auf kriminelles Verhalten an die Polizei weitergeleitet.“, versprach der Schatzmeister im Kabinett Johnson, Michael Ellis (Konservative), laut der BBC am Freitag während einer Debatte im britischen Unterhaus. Alle Minister, Berater und Beamte seien aufgerufen, bei den Ermittlungen zu helfen.
Am Mittwoch hatte der Sender ITV ein Video veröffentlich, in dem Regierungsmitarbeiter über eine Weihnachtsparty am 18. Dezember 2020 witzelten. Die Aufnahmen zeigen die britische Regierungssprecherin Allegra Stratton, die darüber scherzt, niemand auf der Feier habe Abstand gehalten. Stratton hat den britischen Premierminister Boris Johnson mittlerweile um ihre Entlassung gebeten.
Im Dezember vergangenen Jahres herrschte in ganz Großbritannien ein harter Lockdown, um die Corona-Infektionsrate zu senken. Allein am Tag der Weihnachtsfeier sind 400 Menschen im Zusammenhang mit der Lungenkrankheit gestorben.
„Warum sollte jemand nur ein einziges Wort von Boris Johnson glauben?“
Die SNP-Abgeordnete Patricia Gibson empörte sich laut Guardian über Boris Johnson. „Warum sollte irgendjemand auch nur ein einziges Wort glauben, daß der Premierminister sagt?“. Aber auch Parlamentarier aus den Reihen der Regierungspartei zeigten sich entsetzt über die Enthüllungen. So warnte etwa Philip Hollobone (Konservative) vor einem massiven Vertrauensverlust bei den britischen Wählern. „Die Bürger in meinem Wahlkreis sind ziemlich sauer darüber, daß Downing Street während der langen zweiten Corona-Welle eine Weihnachtsparty gefeiert haben soll. Das war völlig unangemessen und möglicherweise sogar kriminell.“
Am Mittwoch noch hatte Premierminister Johnson wiederholt versichert, im Regierungssitz in Downing-Street seien zu keinem Zeitpunkt Corona-Regeln verletzt worden. (fw)