Die Inzidenz auf Mallorca unterschritt tagelang die vom Auswärtigen Amt definierte Grenze für Nicht-Risiko-Gebiete und als die Insel dann wirklich von der Risiko-Liste genommen wurde, schossen die Buchungsanfragen in Deutschland in die Höhe. Trotz der täglichen Kakophonie deutscher Politiker, die mittels einer gezielten Neidkampagne und unsauberen und falschen Argumenten mit Mallorca-Urlaubern einen neuen Sündenbock für ihr eigenes Versagen aufzubauen versuchten, wuchs der Wunsch nach einer Reise zur „schönsten Insel der Welt“.
Kurz darauf sprach Kanzleramtschef Helge Braun (CDU) bei der Mallorca-Debatte sogar von einem „Mutations-Schmelztiegel“, in dem sich die aus aller Welt eingeschleppten Corona-Varianten womöglich zu noch Schlimmerem zusammenrotten würden, Kanzlerin Angela Merkel (CDU) wollte Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um Reisen zu verbieten.
War es nun wirklich unverantwortlich, ein Ticket für die Insel zu buchen? Tatsache ist, es gibt kaum Einreisen aus allerlei Ländern, da Großbritannien als wichtigster Markt für Mallorca erst einmal ausfällt und es kaum Auslandsflüge außer von Deutschland gibt. Die Sicherheitsvorkehrungen sind strikt: Die Temperatur der Ankömmlinge wird im Flughafen getestet und von Deutschland darf man nur mit einem negativen PCR-Test einreisen.
Lauterbach mißtraut spanischen Behörden
Das Flugticket wurde vor dem Abflug nur persönlich am Schalter der Airline ausgehändigt, bei Vorlage des PCR-Tests, der nicht älter als 72 Stunden sein darf. Beim Aussteigen nach erfolgter Landung ging es langsam, Reihe um Reihe hinaus, um ja die Mindestabstände zu gewährleisten. Laminar Air Flow und Viren-absorbierende HEPA Filtersysteme sind Standard in den Fliegern – im Gegensatz zum öffentlichen Nah- und Fernverkehr in Deutschland.
Die Inzidenz auf Mallorca liegt bei unter 30 und damit deutlich unter dem deutschen Niveau. Auf den Balearen ist die britische Variante B.1.1.7 wie in Deutschland dominierend und die eventuell impfresistentere Variante B.1.1.28.1. kommt zwar in Deutschland vereinzelt vor¸ auf Mallorca wurden lediglich zwei Proben einer deutlich empfindlicheren Variante gefunden.
SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach resümierte sofort, daß er den spanischen Zahlen in keinster Form trauen würde – er ist wohl zu sehr an die Zahlendreher des Robert Koch Institutes gewöhnt. Josef Tenhagen beschrieb in seiner Spiegel-Online-Kolumne „Warum ein Mallorca-Urlaub riskant ist“, daß der Flughafen dort ein wunderbarer Ort für die Mischung unterschiedlichster Virenkulturen und ein kleines bisschen Ischgl wäre.
Balearen setzen auf rigorose Regeln
Warum gerade ein leerer Flughafen mit rigoroser Überprüfung der Distanzregeln gefährlicher als eine volle, schlecht gelüftete Berliner S-Bahn sein soll, blieb jedoch bislang unbegründet. Der stets präsente Karl Lauterbach offenbarte in der Bild-Zeitung, Urlauber würden sich auf der Insel gegenseitig infizieren. Wie das mit lauter negativ getesteten Personen funktionieren soll, wurde leider nicht erklärt, zudem auf Mallorca noch rigide Besuchs- und Ausgangsbeschränkungen herrschen.
Peter Dausend, Haupstadt-Korrespondent der Zeit, behauptete: „Seit diesem Tag fliegen die Deutschen nicht mehr auf die größte Insel der Balearen, um Urlaub zu machen – sie kommen nach Hause. Viele von ihnen in der Gestalt von Triple-S-Vandalen: Sonne, Sand, Sangria“. Wie soll das denn gehen? Die politisch Verantwortlichen auf den Balearen haben doch in Abstimmung mit der Zentralregierung, den Wirtschaftsverbänden und den Gewerkschaften eine Vielzahl von Sicherheitsvorkehrungen und Auflagen beschlossen und jede Form von Festivitäten und auch den Alkoholausschank am Ballermann untersagt. Außerdem gilt: Maskenpflicht im Freien, Restaurants, die um 17 Uhr schließen müssen, Ausgangssperre von 22 Uhr an.
Die Armut auf Mallorca wächst
Warum will man eine gebeutelte Region mit einem Einbruch von 27 Prozent des Brutto-Sozialproduktes bestrafen, die im Gegensatz zu Deutschland ein machbares Konzept für den Tourismus aufgestellt hat? Über Ostern sind an der Playa de Palma gerade mal zehn Prozent der Hotels geöffnet – statt 65 bis 80 Prozent wie in normalen Jahren und am Strand von Alcudia noch viel weniger. Der Ostertourismus ist in der Regel sehr ruhig, sehr familiär.
Vor vielen Hotels hängen Transparente der Initiative SOS Turismo, viele der Inhaber müssen Insolvenz anzumelden. Die Schlangen an den Essensausgaben der Tafel werden immer länger. Doppelt so viele Familien wie noch vor einem Jahr ziehen wieder in eine kleinere gemeinsame Wohnung zusammen und die Geburtenrate ist auf dem niedrigsten Stand seit dem Zweiten Weltkrieg. Ist es das was die Berliner Gesundheitspolitiker und -journalisten unter einem vereinigten Europa verstehen?
Tests laufen schnell und unbürokratisch
Das Unternehmen Centogene, das die PCR-Tests an den Flughäfen macht, zählte vergangenes Jahr laut FAZ ganze 0,3 Prozent positive Fälle aus Spanien im Gegensatz zu 6,38 Prozent der Rückkehrer von „Familienfeiern“ aus dem Kosovo, dem restlichen Balkan und der Türkei. Die öffentlich-rechtlichen Sender nutzten die Zahlen, um alle Urlauber ohne Differenzierung als gesundheitsgefährdende Virusschleudern zu brandmarken, so wie es Mallorca im Sommer 2020 mit veralteten Bildern überfüllter Sandstrände aus den Corona-freien Vorjahren diskreditierte.
Die Rückreise nur mit einem negativen Schnelltest ist an sich eine vernünftige Sache und wurde vergangenes Jahr von den großen Fluggesellschaften vorgeschlagen, um Reisen wieder möglich zu machen. Da einige private Anbieter auf der Insel jetzt neben dem überlasteten Flughafen Testcenter auch solche Tests anbieten, kann man sich dort schnell und unbürokratisch testen lassen; die Bundespolizei wartet ja schon am Flughafen in Deutschland zum Empfang der vermeintlichen Corona-Schleudern.