BERLIN. Der Fondsmanager und Publizist Max Otte ist von seinem Posten als Vorsitzender des Kuratoriums der Desiderius-Erasmus-Stiftung (DES) zurück- und aus dem Gremium ausgetreten. Er werde sich künftig auf sein „ehrenamtliches Engagement für eine bürgerliche und soziale Politik“ bei der CDU-Basisbewegung Werte-Union sowie für das von ihm ins Leben gerufene „Neue Hambacher Fest“ engagieren, teilte Otte am Donnerstag mit.
Zur Begründung, warum er sich aus der AfD-nahen Stiftung zurückzieht, schrieb er im Kurznachrichtendienst Twitter, die AfD beschäftige sich „vor allem mit sich selbst“ anstatt „mit den Zukunftsfragen für unser Land“. Gegenüber der JUNGEN FREIHEIT erklärte Otte: „Wenn die AfD zu einer Art Werte-Union wird, ist eine der beiden Strömungen zu viel. Wir brauchen aber beide, wenn wir bürgerliche Mehrheiten erreichen wollen. Die AfD muß nach meiner Analyse weiterhin soziale und nationalkonservative Strömungen integrieren, um ihre Rolle im Parteienspektrum wahrzunehmen.“ Als Beispiel nannte er die angestrebte Privatisierung des Rentensystems, die zwar vom jüngsten Parteitag gestoppt worden, aber als Plan weiter vorhanden sei. „Wird die Alternative für Deutschland zu einer FDP 2.0, verliert sie ihren Markenkern und einen großen Teil ihrer Wähler.“ Er selbst setze sich „konsequent und konsistent für soziale Belange“ ein.
Offensichtlich ist Ottes Schritt eine Reaktion auf massive Kritik innerhalb der DES an seinem Verhalten. Dort hatte man dem Ökonomen vorgeworfen, sich öffentlich in den Richtungsstreit innerhalb der AfD einzumischen und einseitig Position gegen den Co-Vorsitzenden Jörg Meuthen zu beziehen. Im Dezember hatte ihm der Stiftungsvorstand mit einem Beschluß untersagt, sich als Kuratoriumsvorsitzender weiterhin diesbezüglich öffentlich zu äußern. Ein solcher Beschluß sei ihm nicht übermittelt worden, sagte Otte der JF.
„Wir wahren strikte Neutralität zu beiden Vorsitzenden“
Die Vorsitzende der Stiftung, Erika Steinbach, nannte Ottes Rückzug dementsprechend „konsequent“. Wer versuche, die Richtung der AfD zu beeinflussen, und einseitig Position bezieht, der sei in der DES nicht gut aufgehoben, sagte sie der JF. „Wir machen Bildungspolitik und nicht Parteipolitik“, stellte die einstige Bundestagsabgeordnete klar. Steinbach hob im Gespräch mit der JF hervor, Otte habe für die Stiftung auf seinem Fachgebiet wertvolle Arbeit geleistet und gute Seminare gegeben. Er wolle aber offensichtlich „parteipolitisch gestalten“, dafür sei die Ersasmus-Stiftung nicht der richtige Ort.
Nach dem jüngsten Bundesparteitag der AfD hatte Otte Ende November auf Twitter unter anderem einen Video-Kommentar des Autors Markus Gärtner retweetet, in dem dieser Parteichef Meuthen vorwirft, er habe der AfD geschadet. Und auch in seiner Erklärung zum Austritt aus dem DES-Kuratorium schrieb Otte, Meuthen habe „die richtungweisenden Ergebnisse des Sozialparteitages sabotiert“.
Daß sich ausgerechnet das CDU-Mitlgied Otte immer wieder für Positionen und Vertreter des mittlerweile aufgelösten „Flügels“ der AfD stark gemacht hatte, sorgte in Kreisen der Partei und vor allem unter seinen Stiftungskollegen für Verwunderung und Ärger. Gegenüber der JF betonte Steinbach, die Stiftung dürfe und werde sich öffentlich nicht in Personaldebatten der AfD einmischen. „Wir wahren strikte Neutralität zu beiden Vorsitzenden.“ Es sei nicht ihre Aufgabe, Jörg Meuthen oder Tino Chrupalla zu kritisieren, so die DES-Vorsitzende. (vo)