Wer missionarisch besessen ist, kann scheitern. Nicht jeder läßt sich bekehren. Weil aber Missionen sektiererische Züge tragen, bleibt deutschen Journalisten nichts anderes übrig, als schlechte Verlierer zu sein. Es widerspricht bis heute ihrer totalitären Haltung, daß die US-Amerikaner vor vier Jahren anders abgestimmt haben, als sie es mit dem Holzhammer empfohlen und prognostiziert haben.
Manche von ihnen verstiegen sich damals gar zu der – nur für die nicht zur medialen Blase Gehörenden – grotesken Aussage, „ganz Amerika“ sei geschockt darüber, daß Donald Trump gewonnen habe. Ganz Amerika besteht für eifrige Meinungsmacher aus Kollegen und anderen selbsternannten Eliten. Die einfachen Leute kommen darin nicht vor. Sie wurden vor- und nachher als „White Trash“ („weißer Dreck“) ignoriert.
Nun stehen die USA vor der nächsten Präsidentenwahl, und die deutschen Medien müssen nicht in den Wahlkampfmodus wechseln. Sie haben ihn nie verlassen. Unentwegt trommelten sie weiter gegen den verhaßten Präsidenten, verdrehten dessen Aussagen, rissen sie aus dem Zusammenhang und erstellten ein Zerrbild, das seine Wirkung nicht verfehlt. Die Mehrheit der Deutschen ist überzeugt, an der Spitze der Weltmacht steht ein geistesgestörter, rechtsextremer Narzißt. Der Haß aus deutschen Redaktionsstuben hat einen Schönheitsfehler: Deren Leser und Zuschauer sind in den Vereinigten Staaten nicht wahlberechtigt.
Trump-Obsession in Medien
Das holzschnittartige, quasireligiöse Amerika-Bild funktioniert so: Barack Obama ist ein Heiliger, sein Nachfolger der Satan auf Erden. Dabei blenden die Autoren ihren sonst gern zur Schau gestellten Pazifismus aus. Kein US-Präsident nach 1945 ließ mehr Länder bombardieren als der zum Friedensengel stilisierte Nobelpreisträger. Umgekehrt zog niemand so viele Truppen aus dem Ausland ab wie Trump und begann keinen Krieg. Der Spiegel jedoch zeigte den heute 74jährigen auf seinem Titel zunächst als bedrohlichen Meteoriten, der die Erde zerstört, dann im Stil eines IS-Schlächters, der den abgeschlagenen Kopf der Freiheitsstatue und ein blutiges Messer in den Händen hält, zuletzt als Brandstifter, der das Land in Flammen setzt.
Donald Trump setzt die USA in Brand: Der Feuerteufel https://t.co/nETcMiB6qs pic.twitter.com/XRfuLUKnV5
— SPIEGEL 24 Stunden (@SPIEGEL_24) June 7, 2020
Wie weit die Obsession geht, beweist auch die Welt. Der Vorschlag, das Malariamittel Remdesivir gegen Covid-19 einzusetzen, kam als erstes öffentlich vom US-Präsidenten. Das Springer-Blatt konstruierte daraufhin, dies habe „Menschenleben gekostet“. Die Wahrheit, die die Zeitung wegließ: Zwei Amerikaner hatten ein scharfes Reinigungsmittel getrunken, weil es dieselben Wirkstoffe enthielt. Inzwischen setzen Ärzte Remdesivir weltweit bei Corona-Patienten ein. Insofern hat sich das Versprechen von Springer-Vorstand Mathias Döpfner nach Trumps Wahl nicht nur mit diesem Fake als Realsatire herausgestellt. Selbstkritisch schrieb er damals: „Im Kampf für die gute Sache blieb die Fairneß auf der Strecke.“
Und der gehypte Autor Hajo Schumacher gab zu: „Ich habe als Journalist meine Aufgabe nicht erfüllt.“ Die Trump-Wähler könnten nicht alle Idioten sein: „Anstatt hinzugucken, zu fragen, was wissen zu wollen, habe ich genau das gemacht, was ich diesen Menschen vorgeworfen habe: Stereotype, Vorurteile, fertige Meinungen, Hirn ausschalten.“ Besser könnte auch an dieser Stelle die Hetze der Medien gegen das Staatsoberhaupt des wichtigsten deutschen Verbündeten nicht beschrieben werden.
Egal, was Trump tut und sagt: Alles ist falsch
Nur: Geändert hat sich nichts. Die gutbezahlten Trump-Hasser bei ARD, ZDF und den „Leitmedien“ brauchen indes eine unerhörte Flexibilität. Der Protest der deutschen Linken gegen TTIP erhielt den Glorienschein. Als Trump nach seiner Wahl das Freihandelsabkommen aufkündigte, galt das plötzlich als schwerer Fehler. Wer früher „Ami, go home“ brüllte, verurteilt nun den Abzug der GIs aus Deutschland. Merke: Es geht nie um die Sache, sondern darum, wer sie vertritt.
Kürzlich forderte der sich für seriös haltende Tagesspiegel zum Online-Voting auf: „Wer ist gefährlicher: Trump oder Putin?“ In einer einzigen Frage fügte die Zeitung hier die Kernstücke des deutschen Journalismus zusammen: Propaganda und Panikmache. Als der US-Präsident die Vorwürfe gegen Rußland im Fall des vergifteten Nawalny mit den Worten kommentierte: „Wir haben noch keine Beweise“, erntete er im harmlosesten Fall Häme, im normalen eine scharfe Attacke. Bei wem liegt da die fehlende Besonnenheit, die Journalisten Trump so gern vorhalten?
Das hat Methode. Egal, was Trump tut und sagt: Alles ist falsch. Für Empörung sorgte sein als „Provokation“ kommentierter Besuch im von Antifaschisten verwüsteten Kenosha. Man muß kein Prophet sein, um zu wissen, es hätte umgekehrt geheißen: Trump weigert sich, in den Bürgerkriegsherd zu reisen. Nebenbei: Daß die Medien ihn auch für die verheerenden Ausschreitungen der „Black Lives Matter“-Bewegung verantwortlich machen, fällt ins verdrehte Schwarz-Weiß-Schema, das weder Grautöne noch Kritik an Trump-Gegnern zuläßt.
Den Gipfel bildet die Verherrlichung des offenbar senilen Gegenkandidaten. Joe Biden, der kaum einen Satz zu Ende bringen kann, wird als Versöhner des gespalteten Landes gepriesen. Zwischen den Zeilen heißt das: Der 77jährige versöhnt genauso wie die Medien, indem er den „weißen Dreck“ diffamiert. Sollten sich die Amis aber erneut dem Befehl des publizistischen deutschen Oberkommandos verweigern, wird uns die Mission der Anti-Trump-Sekte noch eine Legislatur begleiten.