HAMBURG. Die Mehrzahl der Deutschen hat sich einer Umfrage zufolge dafür ausgesprochen, die Vergangenheit des Nationalsozialismus als abgeschlossen zu betrachten. 53 Prozent der Befragten stimmten „voll und ganz“ oder „eher“ der Aussage zu, es solle ein „Schlußstrich“ unter die NS-Vergangenheit gezogen werden, ergab eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Policy Matters im Auftrag der Zeit.
Demgegenüber stimmten 29 Prozent „eher nicht“ und 18 Prozent „gar nicht“ zu. Überdies ist der Umfrage zufolge eine Mehrzahl der Meinung, daß die Deutschen „nicht mehr Verantwortung für den Nationalsozialismus, für Diktatur, für Kriege und Verbrechen als andere Länder auch“ hätten. Dieser Aussage folgten 58 Prozent „voll und ganz“ beziehungsweise „eher“. 42 Prozent sind gegenteiliger Meinung.
Allerdings fordert eine deutliche Mehrheit (77 Prozent), daß es die Pflicht der Deutschen sei, „dafür zu sorgen, daß die Geschichte des Nationalsozialismus und der Holocaust nicht vergessen werden“. Ebenfalls 77 Prozent bekennen sich zu der Aussage: „Die Auseinandersetzung mit der Geschichte des Nationalsozialismus ist angesichts jüngster Entwicklungen heute so wichtig wie eh und je.“ 53 Prozent der repräsentativ Befragten stimmten der Formulierung zu „Es waren nur einige Verbrecher, die den Krieg angezettelt und die Juden umgebracht haben“.
Unterschiedliche Ansichten bei möglichen AfD-Wählern
Deutliche Unterschiede gibt es der Studie zufolge zwischen den verschiedenen Parteianhängern. 82 Prozent der Befragten, die bei der Bundestagswahl die AfD wählen würden, stellen sich hinter die Aussage, die Deutschen könnten wegen der NS-Geschichte nicht mehr offen über bestimmte Themen diskutieren. Bei den potenziellen Grünen-Wählern ist eine Mehrheit (60 Prozent) gegenteiliger Meinung.
Gleichzeitig findet eine Mehrheit der befragten AfD-Anhänger, „die Zeit des Nationalsozialismus wird viel zu einseitig und negativ dargestellt – sie hatte auch ihre guten Seiten“. Dem stimmen 58 Prozent „voll und ganz“ oder „eher“ zu. Die Anhänger aller anderen Parteien inklusive der Unentschlossenen sieht dies gemäß der Umfrage anders.
Auch bei der Aussage, daß die zwölf Jahre Nationalsozialismus gemessen an der langen Geschichte Deutschlands einen zu großen Stellenwert einnähmen, unterscheiden sich die AfD-Anhänger von anderen. Insgesamt lehnt eine Mehrzahl der Befragten (57 Prozent) die These ab. Bei den möglichen AfD-Wählern stimmen die allermeisten (81 Prozent) zu. (ls)