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JF-Redaktion in Zeiten von Corona: Schreiben auf Distanz

JF-Redaktion in Zeiten von Corona: Schreiben auf Distanz

JF-Redaktion in Zeiten von Corona: Schreiben auf Distanz

Abstand halten
Abstand halten
Abstand halten: Die Corona-Pandemie hat uns fest im Griff Foto: imago images / Steffen Schellhorn
JF-Redaktion in Zeiten von Corona
 

Schreiben auf Distanz

Fraglos hat uns als Gesellschaft diese Pandemie im Griff. Sie dominiert fast alle Bereiche. Sowohl die Lösung der erst am Anfang stehenden Krise als auch die Aufklärung über Ursachen und Mißmanagement liegen teils noch im Nebel. Ein Kommentar von JF-Chefredakteur Dieter Stein.
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Immer mittwochs planen wir in einer großen Redaktionssitzung die neue Ausgabe der JUNGEN FREIHEIT. Wir gehen die kommenden wichtigen Themen der Woche durch. Wie drehen wir eine Geschichte weiter? Nicht nur „nachbeten“, was die Leser sowieso schon im Fernsehen oder über die Tageszeitung mitbekommen haben. Welche eigenen Inhalte setzen wir selbst jenseits der Agenda, die alle Medien pflegen?  

Seit Beginn des „Lockdowns“ haben eine große Zahl von Mitarbeitern die Arbeit – teils im Wechsel – an den heimischen Schreibtisch verlegt: „Homeoffice“, ein Begriff, den es im Englischen übrigens überhaupt nicht gibt. Um nun Kontakte einzuschränken, führen wir keine herkömmlichen Redaktionssitzungen mehr durch. Statt dessen treffen wir uns in Videokonferenzen, bei denen alle, ob zu Hause oder im Büro, zusammengeschaltet werden. Es ist aber nicht dasselbe. Stets sind nur jene vier Köpfe zu sehen, die zuletzt gesprochen haben. Es fehlt der nonverbale Austausch. Die Debatten sind zäher. Doch anders geht es nicht.

Die Pandemie hat uns im Griff

In der Planungssitzung der vergangenen Woche kritisierte ich, wir bildeten zu schwach ab, was rund um das Thema Corona debattiert wird. Nun haben wir in dieser Ausgabe über viele Seiten Beiträge dazu. Kommt uns das aber auch nicht schon wieder zu den Ohren heraus? 

Fraglos hat uns als Gesellschaft diese Pandemie im Griff. Sie dominiert fast alle Bereiche. Täglich wechselt das Echo, das wir aus klassischen Medien, den sozialen Netzwerken oder beim Gespräch mit Familie und Freunden hören. Wird die Gefahr übertrieben oder verharmlost? Reagierte die Regierung zu schwach oder zu hart? Gehen Wirtschaft und Arbeitsplätze vor oder hat allein die gefährdete Gesundheit von Risikogruppen Priorität?

Wo bleibt das Positive?

Sicher scheint: Wir stehen noch immer erst am Anfang einer umwälzenden Krise, von der das medizinische Problem lediglich der Auslöser ist. Der historische Absturz der Ölpreise zu Beginn der Woche signalisiert stellvertretend den dramatischen Einbruch der Nachfrage infolge des abrupten Stillstandes der Industriestaaten. Wie in Zeitlupe nähern sich am Horizont verzögert die realwirtschaftlichen Schockwellen, die von dieser Vollbremsung ausgelöst wurden.

Wo bleibt das Positive? Karlheinz Weißmann lobte in einem Kommentar die mustergültige Disziplin und Besonnenheit der Deutschen in der Krise. Wie gut Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern – USA, Großbritannien, Frankreich, Italien, Spanien – dastünde. Das ist richtig. Doch wird der Vertrauensvorschuß, den die Regierung derzeit genießt, bis zum Jahresende nicht in eine riesige Enttäuschung münden? Sowohl die Lösung der Krise als auch die Aufklärung über Ursachen und Mißmanagement liegen teils noch im Nebel. Wir werden für Sie dranbleiben.

JF 18/20

Abstand halten: Die Corona-Pandemie hat uns fest im Griff Foto: imago images / Steffen Schellhorn
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