Der größte Lump im ganzen Land ist und bleibt der Denunziant. Und die Alpen-Prawda ist sein Leib- und Magenblatt. Man ist von der Süddeutschen Zeitung ja schon einiges gewöhnt an unappetitlicher „Haltungs“-Heuchelei. Sollte es noch Schamgrenzen gegeben haben, sind diese mit der Kampagne gegen den Zeichner der Werbefigur des ÖPNV-Betreibers „Münchner Verkehrsgesellschaft“ (MVG) jedenfalls eingerissen und neue Maßstäbe in der Kategorie „Schmierenjournalismus“ gesetzt.
Der Zeichner des „Münchner Kindl“, das als freundlicher Held in Bildergeschichten zu korrektem Verhalten in Bussen und Bahnen anhält, sei nämlich nicht nur AfD-Mitglied, sondern habe sogar für den Thüringer Spitzenkandidaten Björn Höcke einen Wahlkampf-Comic gestaltet, petzt ein gewisser Bernd Kastner im Süddeutschen Beobachter. Und raunt schadenfroh, jetzt habe die MVG aber ein „Problem“ – das die Alpen-Prawda ihr selbst eingebrockt hat, wohlgemerkt.
Bösartige Stimmungsmache
Worauf die Stimmungsmache zielt, ist klar: Der Gesinnungsbösewicht soll seien Auftrag verlieren. Und am besten soll ihm auch gleich seine Existenz ruiniert werden. Damit es auch der Begriffsstutzigste mitkriegt, werden weitere Kunden – BMW, ADAC, Lidl – auch gleich genüßlich mit aufgezählt.
Die Scheinheiligkeit erklimmt dabei schwindelnde Höhen der Schleimigkeit. Man nenne den Namen des Künstlers nicht, weil er „als Person nicht in der Öffentlichkeit“ stehe, heuchelt der SZ-Schmierfink, nachdem er ihn gerade in ebendiese gezerrt hat. Und zitiert zum Hohn auch noch aus dem Höcke-Comic, den der Zeichner wohlweislich nicht signiert hat, eine Passage, in der es genau darum geht: Daß AfD-Mitglieder allein wegen ihrer Meinung Job und Aufträge verlieren könnten. Ja, wer kommt denn nur auf solche Verschwörungstheorien?
Peinliche Distanzierungsübungen
Sicherheitshalber versteckt sich der Münchner Sudel-Bernd hinter dem Co-Leiter des Münchner Comicfestivals, der die politische Verortung des Künstlers „ganz schrecklich“ findet, aber der sei nun mal ein guter Zeichner, man solle ihn weitermachen lassen, sonst würde man ihm nur „die Möglichkeit geben, sich als Märtyrer zu inszenieren“ – und nicht etwa, weil es unanständig, niedrig und totalitär ist, Andersdenkende nur wegen ihrer abweichenden Meinung ruinieren zu wollen.
Wozu also die ganze Aufregung? Versteckte hetzerische Botschaften hat nicht mal die Süddeutsche in den Münchner-Kindl-Bildgeschichten entdecken können. Ihr Macher verdient mit seinem Talent sein Geld als Selbständiger auf dem freien Markt; er ist – anders als die festangestellten Salon-Sozialisten bei der Haltungspostille von der Isar – auf das Einwerben und Ausführen von Aufträgen angewiesen und diskriminiert dabei offenkundig auch nicht politisch oder sonstwie.
Der Künstler hat sich nichts zuschulden kommen lassen, außer einer politischen Meinung, die einem Nachwuchs-Prantl nicht paßt. Es gibt auch kein Problem, außer daß das linke Kampfblatt gerne eines haben möchte und deshalb jeden, der mit der Zielscheibe der Kampagne zu tun hat, zu peinlichen Distanzierungsübungen nötigt. Und i muas etz glei speibn.