FRANKFURT/MAIN. Während einer Podiumsdiskussion zum Thema Kopftuch an der Goethe-Universität Frankfurt am Main ist es zu Protesten und Handgreiflichkeiten gekommen. Mitglieder der Gruppe „Studis gegen rechte Hetze“ störten mit Plakaten und lautstarken Zwischenrufen am Donnerstag abend die Veranstaltung mit dem Titel „Die Verschleierung: Modeaccessoire, ein religiöses Symbol oder politisches Instrument“ im Studentenhaus der Hochschule, berichtet die Frankfurter Allgemeine Zeitung.
Unter den Referenten befand sich demnach neben anderen die Kulturwissenschaftlerin Naïla Chikhi sowie die ehemalige Schuldirektorin in Frankfurt-Griesheim, Ingrid König. Eine Diskussion sei aber nicht möglich gewesen. Die Protestgruppe habe Transparente und Plakate in die Höhe gehalten mit Aufschriften wie „NSU“ und „Dönermorde“. Auf Flyern sei zu lesen gewesen: „Das Problem heißt Rassismus, nicht Kopftuch“. Die Zusammenstellung des Podiums zeige, daß die Debatte übers Kopftuch hinter dem Rücken der betroffenen Frauen geführt werde.
Kopftuch sei ein Symbol der „Knechtung der Frau“
Als die Männer und Frauen trotz mehrfacher Aufforderung den Raum nicht verließen, kam es zu Handgreiflichkeiten, schreibt die Reporterin. „Fäuste fliegen, ein Tisch wird umgestoßen.“ Lediglich Chikhi sei ruhig auf dem Podium geblieben und habe versucht, mit den Kritikern zu reden. Das Kopftuch sei „die Fahne des Islamismus“, ein Symbol der „Knechtung der Frau“, und sie lasse sich nicht verbieten, ihren Standpunkt zu äußern, sagte sie. „Ich werde mein ganzes Leben weitermachen.“
Die „Studis gegen rechte Hetze“ schilderten die Vorfälle auf ihrer Facebook-Seite anders. Ihrer Ansicht nach war das Podium „auffallend einseitig besetzt“. Deshalb hätten sie sich entschieden, mit einer „Performance“ auf die „Gefährlichkeit und Funktion der sogenannten ‘Kopftuch-Debatte’“ aufmerksam zu machen.
Während des Protests sei es dann zu einem Übergriff auf eine unbeteiligte Moslemin gekommen. „Während sie den Protest filmte, griff ein Mann sie gewalttätig an.“ Daraufhin seien ihr zwei weitere Besucher zu Hilfe geeilt, die dann ebenfalls attackiert worden seien. Darüber hinaus hätten andere Besucher Schilder und Transparente heruntergerissen. Man habe bei der Polizei Anzeige wegen Körperverletzung erstattet. (ls)
——————————————-
Anmerkung: Die Frankfurter Allgemeiner Zeitung hatte in einer früheren Version Chikhi mit dem Satz zitiert, das Kopftuch sei „die Fahne des Islams“. In der korrigierten Version schrieb das Blatt, Chikhi habe von der „Fahne des Islamismus“ gesprochen. Wir haben das korrigiert.