BERLIN. Das Zentrum für Politische Schönheit (ZPS) hat in Berlin zwischen Reichstag und Bundeskanzleramt ein mit angeblich menschlicher Asche gefülltes Mahnmal aufgestellt. Die „Säule gegen den Verrat an der Demokratie“ stehe dort, wo der Konservatismus 1933 „die deutsche Demokratie in die Hände der Mörder“ gelegt habe, teilen die Urheber auf ihrer Internetseite mit.
Die Säule erinnere an den „hinterhältigen Verrat der Konservativen an der Demokratie“. Kreise des Konservatismus streckten „schon wieder die Hand nach Faschisten aus“, schreiben die Initiatoren weiter. Namentlich werden die Unionspolitiker Christian von Stetten, Hans-Georg Maaßen und Mike Mohring sowie der Politikwissenschaftler Werner Patzelt genannt.
Das ZPS wirft den Männern vor, öffentlich über eine Zusammenarbeit mit der AfD nachgedacht zu haben. Die Aktion soll warnen: „Die Toten erinnern den deutschen Konservatismus an seine historische Schuld, sich mit den Faschisten eingelassen zu haben.“ Das „Gebot der Stunde“ sei es, „nicht mit ihnen zu paktieren“.
Die CDU/CSU-Fraktion freut sich schon! https://t.co/eZAnMHipvw
— Zentrum für Politische Schönheit (@politicalbeauty) November 29, 2019
Einen Schwur gegen das „AfD-Faschistenpack“ leisten
Im Inneren des Mahnmals befinde sich die Asche von Opfern des Nationalsozialismus. Innerhalb von zwei Jahren hätten die Anhänger des ZPS 175 Bodenproben von Orten der Massenvernichtung gesammelt und in diesen „Hinweise auf menschliche Überreste“ gefunden. „Die Säule birgt im Kernstück einen in alle Ewigkeit konservierten Bohrkern aus genau dieser Erde.“ Sie ist zweieinhalb Meter hoch und vier Tonnen schwer.
Bis kommenden Samstag wollen die Anhänger des ZPS Geld für ein Betonfundament sammeln, damit die Säule dauerhaft stehen bleiben kann. An dem Tag laden sie auch zum „zivilgesellschaftlichen Zapfenstreich und Schwur gegen die AfD“.
Im „Angesicht der Toten“ soll ein „ewiger Schwur des Widerstandes gegen jede Machtoption des AfD-Faschistenpacks“ geleistet werden. „Wir werden die Demokratie bis aufs Messer verteidigen. Wir werden nicht zuschauen, wie konservative Kräfte keine 75 Jahre nach dem Ende der Nazidiktatur schon wieder auf Machtoptionen mit faschistischen Kräften schielen.“
Die Initiatorin des Holocaust-Mahnmals, Lea Rosh, zeigte sich angesichts der Aktion „bewegt und angefaßt“, berichtete der Spiegel. „Tiefer als unser Holocaustmahnmal ist es.“ Carola Rackete, die im Juni mit der Sea-Watch 3 53 Migranten in Italien an Land brachte, sagte auf Twitter ihre Spende zu.
Was das sogenannte Zentrum für politische Schönheit hier veranstaltet, ist Störung der Totenruhe. Leichenschändung. Nichts anderes. Die Asche von Opfern des Naziterrors wird ausgebuddelt und ausgestellt – als PR-Stunt.
Ekelhaft. https://t.co/frXS0jIBfu
— Marc Felix Serrao (@MarcFelixSerrao) December 2, 2019
Der Leiter des Berliner Büros der Neuen Zürcher Zeitung Marc Serrao kommentierte die Aktion auf Twitter. „Was das sogenannte Zentrum für politische Schönheit hier veranstaltet, ist Störung der Totenruhe. Leichenschändung. Nichts anderes. Die Asche von Opfern des Naziterrors wird ausgebuddelt und ausgestellt – als PR-Stunt.“ (hr)