MÜNCHEN. Der Bürgerrechtler Joshua Wong hat den Einsatz von Gewalt durch die Demonstranten in Hongkong verteidigt. „Mit rein friedlichem Protest werden wir unser Ziel nicht erreichen“, sagte Wong der Süddeutschen Zeitung. „Allein mit Gewalt allerdings auch nicht. Wir brauchen beides.“
Auf dem Kurznachrichtendienst Twitter schrieb er: „Die Zeit läuft ab. Wird die Welt einem Blutbad zuschauen oder das skrupellose Regime stoppen?“ Er bezog sich damit auch auf Demonstranten, die sich am Wochenende in der Polytechnischen Universität verschanzt haben. Sie hätten kein Essen und keine Medikamente. „Mit bloßen Händen stehen sie den Polizeikugeln gegenüber.“
Universität eingekesselt
Die Polizei errichtete am Montag Absperrungen rund um den Gebäudekomplex, kesselte die Demonstranten ein und schlug mehrere Ausbruchversuche unter Einsatz von Tränengas und Gummigeschossen zurück. Einige Protestler seien dabei festgenommen worden, meldete die Nachrichtenagentur Reuters.
It can happen almost everywhere in hongkong now: Protester setting new roadblocks inside the city. @BILD pic.twitter.com/3ptbA1TjB1
— Paul Ronzheimer (@ronzheimer) November 18, 2019
In den Morgenstunden hatte die Polizei versucht, in die Universität einzudringen. Dabei attackierten Demonstranten unter anderem mit selbstgebauten Brandsätzen die Beamten, die sich daraufhin zurückzogen. Bereits am Sonntag hatten Protestler der Nachrichtenagentur AFP zufolge mit Pfeil und Bogen Polizisten angegriffen.
Laut Bild-Zeitung versicherte die Polizei am Montag in einer Stellungnahme, sie werde dem Roten Kreuz Zugang zur Universität gewähren und Verletzte ins Krankenhaus transportieren lassen. Die Polytechnische Universität sei die letzte der fünf Hochschulen, die noch besetzt ist.
Multiple explosions in this fire that seems to be quickly spreading at the entrance of Polyu. There are still hundreds of people inside. pic.twitter.com/odfG9ZYkLR
— Lily Kuo (@lilkuo) November 18, 2019
Gericht kassiert Vermummungsverbot
Das Oberste Gericht in Hongkong kassierte währenddessen am Montag ein von der Regierung erlassenes Vermummungsverbot. Die Maßnahme war Anfang Oktober unter Berufung auf koloniales Notstandsrecht verhängt worden. Das Gericht urteilte den Angaben der Agenturen nach, die Beschränkungen gingen weiter als notwendig. Ein Vermummungsverbot sei aber nicht grundsätzlich verfassungswidrig. Es käme auf die Details eines solchen Gesetzes an.
Selbstgebaute Pflastersteinschleudern in #Hongkong. pic.twitter.com/YIRLxfBITN
— Bastian Brauns (@BastianBrauns) November 18, 2019
Seit Juni demonstrieren in der ehemaligen britischen Kolonie immer wieder Zehntausende – zwischenzeitlich sollen es eine Million gewesen sein – für mehr Demokratie und gegen die Regierung der chinesischen Sonderverwaltungszone. Die zunächst friedlichen Proteste arteten in den vergangenen Wochen immer wieder in Gewalt aus. (ls)