HAMBURG. Der AfD-Gründer Bernd Lucke hat die mangelnde Unterstützung durch die Universität Hamburg und die Hamburger Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank (Grüne) nach den Ausschreitungen während seiner Vorlesung scharf kritisiert. „Früher wurden Professoren der Universität als ‘Judensau‘ beschimpft. Wenn das heute vorkäme, würde sicherlich sofort eingegriffen werden. Aber bei einer Beschimpfung als ‘Nazi-Schwein‘ reagiert die Uni nicht“, sagte er der Welt.
Lucke mußte seine Vorlesung an der Hochschule am Mittwoch nach massiven Protesten von linksradikalen Störern abbrechen. Der Wirtschaftswissenschaftler war dabei auch körperlich angegangen worden. In einer ersten Stellungnahme hatten Fegebank und die Universitätsleitung von „diskursiven Auseinandersetzungen“ gesprochen, die man „aushalten müsse“. Diese Aussagen nannte Lucke „ein Schlag ins Gesicht für alle, die da niedergebrüllt wurden“. Auch Studenten, die sich gegen die Störer stellten, seien beleidigt worden. Die Universität habe diese Ausschreitungen mit keinem Wort verurteilt.
Gegenüber der JUNGEN FREIHEIT betonte Lucke, daß „meine Studenten gemeinsam mit mir 90 Minuten ausgeharrt haben. Sie haben Zivilcourage gegen den Mob gezeigt.“
Grüne zeigen Verständnis für Störer
Bundesforschungsministerin Anja Karliczek (CDU) sprach sich gegen die Proteste aus. „Debatten von vornherein zu unterdrücken widerspricht der Meinungs- und Wissenschaftsfreiheit und ist auch kein wirksames Mittel gegen Populismus“, sagte die Christdemokratin.
Bernd #Lucke ist der Gründer der erfolgreichsten deutschen Nazi-Partei seit der NSDAP. Er hat in einem Vorlesungssaal nichts verloren. Das ist keine arbeitsrechtliche, sondern eine gesellschaftliche Frage. Die Studierenden in Hamburg retten gerade die Ehre dieser Gesellschaft.
— Robin Mesarosch (@mesarosch) October 16, 2019
Unterstützung erhielt Lucke von seiner ehemaligen Partei. Der Parlamentarischer Geschäftsführer und forschungspolitischer Sprecher der AfD-Bundestagsfraktion, Götz Frömming, nannte die Verhinderung der Vorlesung einen Skandal. „Wenn Professoren, Lehrer und Beamte befürchten müssen, nach einer politischen Betätigung berufliche Nachteile zu erleiden, hat unsere Demokratie ein ernsthaftes Problem.“
Der hochschulpolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, Kai Gehring, äußerte Verständnis für die Störer. „Es verwundert nicht, daß die Rückkehr von Bernd Lucke Studierende emotionalisiert, denn er hat die Radikalisierung der heute rechtsextremen AfD unwidersprochen begleitet.“ Jedoch müßte auch Lucke zugehört werden.
Asta: Haben nicht zu Störungen aufgerufen
Die Linken-Abgeordnete Nicole Gohlke riet Lucke, den Studenten ein Gespräch anzubieten. Das hatte Lucke bereits vor den Protesten getan. Der Allgemeine Studierendenausschuß (Asta) hat das aus Termingründen jedoch abgelehnt. Mittlerweile habe sich Lucke mit Asta-Vertretern getroffen.
Der Asta hatte unter dem Motto „Lucke lahm legen“ zu den Protesten mobilisiert. Nach den Ausschreitungen betonte das Studentengremium in einer Stellungnahme, nicht zu Störaktionen während der Vorlesung aufgerufen zu haben. (ag)