FRANKFURT/MAIN. Der Chef der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi, hat die Negativzinsen für Bankeinlagen erneut erhöht. Statt 0,4 Prozent zahlen Banken, die Geld bei der EZB parken, ab sofort einen Strafzins von 0,5 Prozent. Der Leitzins bleibt dagegen unverändert bei null Prozent. Bereits seit März 2016 liegt der Zinssatz auf diesem Rekordtief.
Ziel der EZB ist es, die Zinssätze auf niedrigem Niveau stabil zu halten oder weiter zu senken, bis das selbst gesteckte Inflationsziel von zwei Prozent erreicht ist. Zudem kündigte die EZB am Donnerstag an, wieder mehr Wertpapiere zu kaufen. Ab November sollen monatlich Staatsanleihen in Höhe von 20 Milliarden Euro gekauft werden.
Kritik vom Bankenverband
Damit möchte die Zentralbank den Euro-Mitgliedsstaaten zu günstigem Geld verhelfen. Die Entscheidung dafür fiel im EZB-Rat allerdings nicht einstimmig. Es habe ein „breites Meinungsspektrum“ gegeben, sagte Draghi. Auch die designierte Nachfolgerin Draghis, Christine Lagarde, steht für eine expansive Geldpolitik und eine Fortsetzung des Draghi-Kurses.
Kritik an der EZB-Entscheidung kam von Bankenverbandspräsident Hans-Walter Peters. „Das aktuelle Maßnahmenbündel der EZB beruht auf falschen Erwartungen“, sagte Peters. Es sei „ein Irrglaube, in der derzeitig hochgradig labilen weltwirtschaftlichen Lage, Nachfrage und Investitionen mit noch tieferen Minuszinsen und noch üppigerer Liquidität anheizen zu wollen“. Dies erinnere an „einen Autofahrer, der in einer Sackgasse die Geschwindigkeit weiter erhöht.“ (tb)