BERLIN. Die Heidelberger Politologin Ulrike Ackermann hält die westliche Zivilisation für ein Erfolgsmodell. Dieses habe zu einer Verbesserung des Lebensstandards geführt, sagte sie dem Deutschlandfunk. Es sei mit einem Zugewinn an politischen, individuellen und ökonomischen Freiheiten einhergegangen. „Wir sollten an dem Modell Demokratie und soziale Marktwirtschaft festhalten“, forderte sie.
Scharf wandte sie sich gegen linke Kulturkritik, wonach der westliche Wohlstand durch Kolonialisierung entstanden sei. Dabei hätten Teile Afrikas ihren Wohlstand nicht ohne die Wechselwirkungen mit dem westlichen Kapitalismus erreichen können. „Daraus ein einseitiges Ausbeutungsverhältnis zu konstruieren, halte ich für verwegen“, sagte Ackermann.
Gegen Begriffe wie „Klimaleugner“
Auch zur Klimapolitik äußerte sich die Wissenschaftlerin. Bei dieser Debatte müßten mehr Ambivalenzen zugelassen werden. Es bringe nichts, alarmistisch die Weltkatastrophe an die Wand zu malen, der nur radikal begegnet werden könne.
Bei Begriffen wie „Klimaleugner“ mahnte sie zur Vorsicht: „Das ist ein Zeichen davon, wie ideologisiert und moralisiert die Debatte ist.“ Zudem sei Erderwärmung „nicht nur menschengemacht“, es gehe vielmehr um „Prozesse von Jahrtausenden“.
Die Klimarettung als oberstes politisches Primat über alles zu setzen, komme fast einer Religion gleich, so ihr Resümee. Zudem gebe es in der Klimapolitik massive Widersprüche. „Der ganz schnelle Atomausstieg hat dazu geführt, daß wir zum Teil schmutzigen Strom aus unseren Nachbarländern in der EU importieren müssen, obwohl wir die großen Vorbilder im Kampf gegen die Erderwärmung sein wollen“, gab sie zu bedenken.
Städte- und Gemeindebund warnt vor Hysterie
Dadurch seien die Strompreise im Vergleich zu anderen europäischen Ländern die höchsten. Die damit einhergehenden Strompreiserhöhungen hätten zu Ungerechtigkeiten und Freiheitseinschränkungen für viele Bürger geführt. Zuletzt hatte auch der Deutsche Städte- und Gemeindebund vor einer Hysterie in der Klimadebatte gewarnt. (tb)