Es ist eine inbrünstig vorgetragene Bitte, kombiniert mit einer leidenschaftlichen Selbstanklage, die der WDR-Journalist Lorenz S. Beckhardt am Montag abend in den ARD-„Tagesthemen“ vortrug. „Macht Fleisch, Autofahren und Fliegen so verdammt teuer, daß wir davon runterkommen“, flehte er in Richtung Bundesregierung. Fast wirkte es, als bettelte er um die Knute, mit der er Hieb für Hieb Abbitte für seine frevelhaften Laster leisten könnte.
Für den Fall, daß „mutige Politiker“ seine Bitte zügig erhören, gelobte der Journalist ewige Treue: „Dann wählen wir auch euch alle.“ Die Antwort auf die Frage, wer genau „wir“ ist, blieb der reuige Büßer allerdings schuldig. Im Zweifel dürften es die Bürger sein, die es ihm mit Zwangsgebühren ermöglichen, seinen kostspieligen Sünden nachzugehen. Dem Autofahren, Grillen, Fliegen und Tauchen an Korallenriffen, das er so liebt.
„Macht Fleisch, Auto fahren und fliegen so verdammt teuer, dass wir davon runter kommen. Bitte! Schnell! Dann wählen wir auch Euch alle!“ – Den Umgang des Menschen mit unseren Ressourcen kommentiert @LorenzBeckhardt. (red) pic.twitter.com/Qne7U2E7UL
— tagesthemen (@tagesthemen) July 29, 2019
Anstatt selbst etwas für sein Seelenheil zu tun und auf die kleinen Annehmlichkeiten des Lebens zu verzichten, schreit Beckhardt nach der starken Hand von Vater Staat, damit diese ihn auf den richtigen Pfad der Tugend führe. Blind scheint sein Vertrauen in die Fähigkeit der Regierenden, für Lämmer wie ihn das Richtige zu wählen. Kritischer, staatsferner Journalismus sieht anders aus, aber den sucht man in den öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten ohnehin vergebens.
Ich bin für #Denkverbote. Das verringert den Abstand zwischen mir und meinen Mitmenschen.
— Lorenz S. Beckhardt (@LorenzBeckhardt) June 23, 2019
Es ist noch keine zwei Wochen her, da trötete Beckhards Kollegin Kristin Joachim vom ARD-Hauptstadtstudio ins gleiche Horn. Fliegen müsse endlich teurer werden, „und zwar ordentlich“. Und ebenso wie Beckhardt rief auch Joachim nach dem Staat, der mit Kerosinsteuer und erhöhter Luftverkehrsabgabe den Deutschen endlich die Lust am Fliegen nehmen soll.
Denn, so glaubt die Journalistin zu wissen: „Der Mensch funktioniert nicht über Freiwilligkeit, er will gezwungen werden.“ Warum soll, was im Kleinen bei den zur Demokratieabgabe verklärten GEZ-Gebühren funktioniert, nicht auch beim Fliegen klappen? Man braucht nur eine übergeordnete Instanz, die weiß, was gut für einen ist. Für die medialen Claqueure, die diese Wohltaten dann gebührend preisen, ist zumindest schon gesorgt.