ROM. Die italienische Finanzpolizei hat ein Schiff der deutschen Flüchtlingshilfsorganisation Sea-Watch beim Eindringen in italienische Hoheitsgewässer gestoppt. Das Schiff Sea-Watch 3 hatte am Mittwoch Kurs auf die Mittelmeerinsel Lampedusa genommen und war dabei trotz Verbots in italienische Hoheitsgewässer eingedrungen. Die Besatzung sowie die 42 Zuwanderer haben die Nacht wenige Meilen vor der Insel an Bord verbracht, berichten italienische Medien.
Italiens Innenminister Matteo Salvini (Lega) hatte dem Schiff die Landegenehmigung verweigert. „Dieses Piratenschiff ist vor Lampedusa. Ich verweigere nach wie vor die Landung“, sagte er laut der Nachrichtenagentur APA am Mittwoch auf einer Pressekonferenz. Bei unerlaubtem Einlaufen in einen italienischen Hafen drohen Kapitän, Betreiber und Eigner laut einem jüngst beschlossenen Gesetz bis zu 50.000 Euro Geldstrafe. Ursprünglich befanden sich mehr als 50 Einwanderer auf dem Schiff.
„Heldin der Linken”
Die Sea-Watch-Kapitänin Carola Rackete hatte zuvor angekündigt, sie würde trotz des Verbots prinzipiell Kurs auf italienische Hoheitsgewässer nehmen. „Ich fahre in italienische Gewässer und ich bringe die Migranten in Sicherheit auf Lampedusa.” Salvini kritisierte das Vorgehen der deutschen Flüchtlingsorganisation scharf. „Die Schiffskapitänin, Heldin der Linken, soll ehrenamtlich in Deutschland helfen, statt 42 Menschen zwei Wochen lang als Geiseln zu nehmen“, sagte er am Mittwoch in einer Videobotschaft.
#Salvini: #SeaWatch3 ha fatto la sua battaglia politica sulla pelle di 42 persone. In 15 giorni sarebbero arrivati in Olanda due volte. Hanno rifiutato i porti sicuri più vicini. Ong aiutano trafficanti di esseri umani.
📻 #radioanchio @radioanchio— Matteo Salvini (@matteosalvinimi) June 27, 2019
Donnerstag früh ergänzte er auf Twitter: „Die Sea-Watch 3 hat ihren Kampf auf den Schultern von 42 Menschen ausgetragen. In 15 Tagen wären sie zweimal in Holland angekommen. Sie haben die am nächsten gelegenen sicheren Häfen abgelehnt. Nichtregierungsorganisationen (NGO) helfen Menschenhändlern.“
Ein Richter soll sagen: „Auf diesem Schiff gibt es Verbrecher“
Es sei klar, daß ein Schiff einer deutschen NGO mit niederländischer Flagge, das Einwanderer in libyschen Gewässern aufnehme und weder nach Tunesien noch nach Malta bringe, sondern direkt nach Italien fahre und dabei den italienischen Behörden nicht Folge leiste, das aus „Gründen eines politischen Kampfes“ tue, schrieb der Lega-Chef.
Salvini hoffe, daß es in diesen Stunden einen Richter gebe, der sagt, „daß es in diesem Schiff Verbrecher gibt, allen voran die Kapitänin“. Erst wenn das Schiff beschlagnahmt und die Besatzung festgenommen sei, könne er glücklich sein. (ls)