BERLIN. Die CDU-Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer hat für ihren Witz über Toiletten für Intersexuelle scharfe Kritik geerntet. Der Regierende Bürgermeister von Berlin, Michael Müller (SPD), nannte die Aussagen der Christdemokratin auf Twitter „irritierend“ und „bedauerlich“.
Ein Karnevalsgag kann gut oder schlecht sein, komisch oder eher mäßig – aber auch hinter Humor steht immer eine Haltung. Es ist ebenso irritierend wie bedauerlich, dass @akk offenbar in Diskriminierungsfragen eine dem Amt und der Funktion angemessene Haltung fehlt. #Karneval
— Der Regierende Bürgermeister von Berlin (@RegBerlin) 3. März 2019
Während einer Karnevals-Sendung des SWR hatte Kramp-Karrenbauer gesagt: „Guckt euch doch mal die Männer von heute an. Wer war denn von euch vor kurzem mal in Berlin? Da seht ihr doch die Latte-Macchiato-Fraktion, die die Toiletten für das dritte Geschlecht einführen. Das ist für die Männer, die noch nicht wissen, ob sie noch stehen dürfen beim Pinkeln oder schon sitzen müssen.“
Frau mit Doppelnamen beweist, dass es noch ein Karnevalsniveau unter Doppelnamen-Witzen gibt. Tädää! Tädää!#AKK #Steltergate via @queer_de pic.twitter.com/BPB88maJLE
— extra3 (@extra3) 2. März 2019
Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) verteidigte ihre Parteikollegin. „Wer keine Witze übers dritte Geschlecht macht, weil es um das dritte Geschlecht geht, diskriminiert es.“
Über Männer werden Witze gemacht, über Frauen werden Witze gemacht. Wer keine Witze übers dritte Geschlecht macht, weil es um das dritte Geschlecht geht, diskriminiert es. #Gleichberechtigung #Gleichbehandlung #ernstnehmenauchimWitz
— Julia Klöckner (@JuliaKloeckner) 3. März 2019
Grüne fordern Entschuldigung
Berlins Kultursenator Klaus Lederer (Linke) bezeichnete den Auftritt als „Trauerspiel“. Die Vorsitzende der größten Bundespartei finde es lustig, auf Stammtischniveau am Karneval Menschen zu denunzieren, die nicht der geltenden Machonorm entsprächen.
Ja, es ist wirklich ein Trauerspiel. Die Vorsitzende der größten Bundestagspartei findet es lustig, auf Stammtischniveau am Karneval Menschen zu denunzieren, die nicht der geltenden Machonorm entsprechen. Ein Jammer. @CDU @cducsubt #Homophobie #lgbtqi https://t.co/L9q80lmNNz
— Klaus Lederer (@klauslederer) 2. März 2019
Der Grünen-Bundestagsabgeordnete Sven Lehmann forderte in einem offenen Brief eine Entschuldigung der CDU-Politikerin. Er verurteilte Kramp-Karrenbauers Aussagen als „diskriminierend und verächtlich machend“.
„Erstens: Ihre Äußerungen zeugen von Unkenntnis in der Sache. Zweitens: Ihre Äußerungen sind diskriminierend und verächtlich machend.“
Ich habe @akk einen Offenen Brief zu ihren „Witzen“ über Intersexuelle geschrieben. Eine Entschuldigung wäre angemessen. pic.twitter.com/Sirj4WQSB0
— Sven Lehmann ?️? (@svenlehmann) 3. März 2019
Unterdessen verlangte auch der Bundesverband Lesben und Schwule in der Union eine Entschuldigung ihrer Parteivorsitzenden. Der Verbandsvorsitzende Alexander Vogt äußerte gegenüber dem SWR, auch im Karneval gebe es Grenzen.
Drei bayerische Gemeinden hatten im Januar angekündigt, künftig an ihren Grundschulen Toiletten für Inter- und Transsexuelle einrichten zu wollen. (ag)