Am 17.11.2018 wurde der Reporter Billy Six in Venezuela vom venezolanischen Geheimdienst SEBIN in Punto Fijo verhaftet und wird seitdem im Geheimdienstgefängnis „El Helicoide“ in Caracas gefangen gehalten. Die JF fragte bei Billys Vater, Edward Six, nach seinem aktuellen Befinden.
Herr Six, welche Neuigkeiten bezüglich Billy gibt es? Wie geht es ihm?
Six: Nun, Billy hat wohl schlimmen Husten. Er denkt, das kommt vom Schimmel in seiner Zelle. Seinen Hungerstreik hat Billy am 22. Dezember vorerst bis Januar ausgesetzt. Er hofft bis dahin noch immer auf eine diplomatische Lösung. Über verschiedene Wege haben wir von ihm erfahren, daß eine Frau Hollstein vom venezolanischen MPPPRIJP-Ministerium (Justizministerium) für seinen Fall zuständig sein soll. Sie ist Juristin und spricht Englisch. Mehr wissen wir nicht.
Forderung zur Freilassung aus der willkürlichen Haft lehnt die Deutsche Botschaft ab
Wie beurteilen Sie das derzeitige Verhalten der deutschen Behörden, etwa der Deutschen Botschaft in Caracas oder dem Auswärtigem Amt? Gibt es aktive Hilfemaßnahmen?
Six: Nicht wirklich und ich finde das alles katastrophal. Als Billy in Syrien verhaftet wurde, war das noch anders. Da wurde ein ganzer Krisenstab für seinen Fall einberufen. Jetzt erklärte mir die zuständige Ansprechpartnerin in der Deutschen Botschaft in Caracas, man mische sich nicht in laufende Verfahren ein. Dabei gibt es doch noch gar kein Verfahren und keine Anklage.
Sie könne nur eine konsularische Betreuung durchführen, sagte mir die Frau. Aber sie wolle sich informieren, was noch möglich sei und mir dies dann mitteilen. Das geschah bis heute nicht! Zwischendurch war unsere Kontaktperson im Urlaub. Davon erfuhren wir erst per Zufall von einem ihrer Kollegen per Mail. Die Botschaft schreibt mittlerweile jede Woche eine Verbalnote an die venezolanischen Behörden, um zumindest eine Besuchserlaubnis zu erhalten. Das ist für mich Copy & Paste. Eine Forderung zur Freilassung aus der willkürlichen Haft lehnt die Botschaft ab.
Der absolute Negativhöhepunkt war jedoch ein anderer. Unsere Bitte an das Auswärtige Amt und an die Deutsche Botschaft, die dringend notwendigen Medikamente gegen das Dengue-Fieber für Billy zu besorgen und sie dann am Gefängnistor abzugeben, wurde schlicht abgelehnt. Das können sie nicht machen, hieß es. Dafür brauche es eine Genehmigung der venezolanischen Regierung. Aber wo bitte schön ist das Risiko, zum Gefängnis zu gehen und es nicht zumindest zu versuchen?
Deniz Yücel solidarisiert sich öffentlich
In den vergangenen Tagen mehrten sich in den deutschen Medien Berichte über Billys Inhaftierung. Auch der deutsch-türkische Journalist Deniz Yücel, der über ein Jahr in der Türkei inhaftiert war, forderte auf Twitter seine Freilassung. Ein positives Signal?
Six: Es gab natürlich einen bitteren Beigeschmack beim Start der Berichterstattung über Billys Verhaftung, etwa die Artikel bei der Deutschen Welle oder der deutschen Sektion von Reporter ohne Grenzen. Die versuchten ihn gleich in die rechte Schublade zu stecken. Als ob das etwas ändern würde. Diese Leute kennen Billy nicht einmal, geschweige denn seine Texte.
Alle anderen jedoch, mit denen ich persönlich gesprochen habe, waren fair und sachlich, zum Beispiel Tim Röhn von der Welt. Bei Deniz Yücel haben wir uns auch persönlich bedankt, ein tolles Zeichen von ihm.
Die Freiheit des Wortes gilt oder gilt nicht. Sie ist unteilbar. Darum selbstverständlich: #FreeBilly. Und happy birthday, Billy Six!
(Hier noch ein Bericht von @Tim_Roehn in der @welt über den in Venezuela verhafteten Reporter.) https://t.co/VT0Jom5cWY?
— Deniz Yücel (@Besser_Deniz) 24. Dezember 2018
Was können die Leute tun, um sich aktiv für die Freilassung von Billy Six einzusetzen? Wie kann man helfen?
Six: Zunächst einmal die Petition an den Bundestag unterstützen. Und unsere Facebook-Seite besuchen. Wir posten dort alle aktuellen Informationen und veröffentlichen die letzten Neuigkeiten zur Inhaftierung von Billy.