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Inhaftierungsraten: Die Mär vom strukturellen Rassismus

Inhaftierungsraten: Die Mär vom strukturellen Rassismus

Inhaftierungsraten: Die Mär vom strukturellen Rassismus

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Ein Gambier steht in Berlin wegen Totschlags vor Gericht (Symbolbild) Foto: picture alliance/ dpa
Inhaftierungsraten
 

Die Mär vom strukturellen Rassismus

Rund 30 Prozent der Häftlinge in deutschen Gefängnissen sind Ausländer. Aus dieser Zahl herauszulesen, daß Ausländer häufiger kriminell werden als Deutsche, ist zulässig. Ein Blick auf die Inhaftierungsraten in den Vereinigten Staaten lohnt. <>Ein Kommentar von Lukas Mihr.<>
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Laut einer Anfrage des Bundestagsabgeordneten Harald Weyel an die Bundesregierung sind 30 Prozent der Häftlinge in deutschen Gefängnissen Ausländer. Dieser Prozentsatz dürfte noch höher liegen, denn unter allen Häftlingen mit deutscher Staatsangehörigkeit wird ein etwaiger Migrationshintergrund nicht erfaßt. „Wer angesichts der Zahlen des Bundesjustizministeriums noch behauptet, daß Ausländer weniger kriminell sind als Deutsche, der glaubt auch das Märchen, nach dem Einwanderung generell eine Bereicherung ist“, so der AfD-Politiker.

Nun läßt sich eine Statistik aber immer auf mehr als eine Weise interpretieren. Genauso ließe sich herauslesen, daß Ausländer keineswegs krimineller seien. Stattdessen beweise die Statistik nur, daß struktureller Rassismus in Polizei und Justiz weit verbreitet sei. Aber ist dieser Einwand berechtigt? Wird die Kriminalitätsstatistik tatsächlich derart verzerrt?

Rassismus ist zurückgegangen

Eine ähnliche Debatte gibt es in den USA. Dort sind Schwarze deutlich häufiger inhaftiert als Weiße. Für viele ein Beweis, wie rassistisch das Land noch immer ist. Ganz so einfach ist es indes nicht. So waren Schwarze 1960 rund fünf Mal häufiger als Weiße inhaftiert, 2010 etwa sechs Mal häufiger. Wäre Rassismus die maßgebliche Ursache für die unterschiedlichen Inhaftierungsraten, hätte sich eigentlich eine deutliche Abnahme zeigen sollen.

Denn immerhin ging der Rassismus in diesen 50 Jahren deutlich und unbestreitbar zurück. Noch 1960 war das Wahlrecht von Schwarzen in manchen Bundesstaaten beschnitten, 2010 saß mit Barack Obama der erste afroamerikanische Präsident im Weißen Haus.

Ebenso läßt sich statistisch nachvollziehen, daß die Zahl der Schwarzen in Justiz und Polizei im genannten Zeitraum stark angestiegen ist. Zudem gab es enorme Fortschritte im Bereich der Gerichtsmedizin, zum Beispiel mit der DNS-Analyse. Je genauer sich ein Verbrechen aufklären läßt, umso geringer der Spielraum für Rassismus.

Kein rassistisches Anzeigeverhalten

Auch daß Schwarze drei Mal häufiger kriminell sind als Weiße, jedoch sechs Mal häufiger im Gefängnis sitzen, scheint auf den ersten Blick rassistisch, sieht es doch so aus, als würden schwarze Kriminelle für das gleiche Vergehen etwa doppelt so lange Haftstrafen erhalten. Tatsächlich erklärt sich dieser Unterschied dadurch, daß Schwarze häufig schwerere Straftaten begehen.

Mehrere Faktoren beeinflussen die Kriminalitätsrate, darunter etwa Armut, Arbeitslosigkeit, Bildungsabschlüsse, Vaterlosigkeit. Diese Indikatoren kann man für Weiße und Schwarze messen und sie legen nahe, daß Schwarze tatsächlich krimineller sind.

Nicht bei jedem Vergehen kann ein Verdächtiger ermittelt werden. Vor allem bei Wohnungseinbrüchen ist die Aufklärungsquote niedrig. Bei anderen Vergehen wie Körperverletzung oder Raubüberfällen kann das Opfer häufig Angaben über den Täter machen. Umfragen zeigen: Weiße und schwarze Opfer geben ähnlich häufig an, von Weißen beziehungsweise Schwarzen überfallen worden zu sein. Ein rassistisches Anzeigeverhalten ist damit widerlegt.

Schwarze sind häufiger Opfer

Schwarze werden zudem weit häufiger ermordet als Weiße. Dabei handelt es sich aber nicht um rassistische Gewalt. Wie die Kriminologie weiß, werden Menschen meist von einer Person aus ihrem nahen Umfeld getötet – von Familienangehörigen, vom Ehepartner oder von Nachbarn. Die Verwandten eines Schwarzen sind logischerweise selbst schwarz, ihre Ehepartner häufig schwarz und Schwarze leben oft in mehrheitlich schwarzen Stadtvierteln. Die Zahl der ermordeten Schwarzen ist daher ein guter Indikator für die schwarze Mordrate.

Diese Ansätze können jedoch nur grobe Angaben machen. Es bleibt eine gewisse Lücke zwischen den beobachteten und vorhergesagten Kriminalitätsraten. Dies könnte auf die statistische Unschärfe in den Sozialwissenschaften zurückzuführen sein, auf weitere unbekannte Faktoren oder auf Rassismus.

Einzelne Studien weisen daraufhin, daß Schwarze für gleiche Vergehen tatsächlich längere Haftstrafen erhalten als Weiße. Mehr als fünf bis zehn Prozent der Unterschiede bei den Inhaftierungsraten können sie jedoch nicht erklären. Man könnte also sagen: Die amerikanische Justiz ist tatsächlich rassistisch – allerdings in weit geringerem Maße als oftmals angenommen. Die Erkenntnisse aus den Vereinigten Staaten helfen auch bei der Interpretation der Zahlen über inhaftierte Ausländer hierzulande. Sie legen den Schluß nahe: Ausländer sind tatsächlich häufiger kriminell als Deutsche.

Ein Gambier steht in Berlin wegen Totschlags vor Gericht (Symbolbild) Foto: picture alliance/ dpa
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