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ARD und ZDF: Die perfekte grüne Welle

ARD und ZDF: Die perfekte grüne Welle

ARD und ZDF: Die perfekte grüne Welle

Annalena Baerbock im ARD-„Morgenmagazin“ und Robert Habeck bei „hart aber fair“ Fotos: ARD / dpa
ARD und ZDF
 

Die perfekte grüne Welle

An Zufall mag man kaum noch glauben. Seit Wochen surfen die Grünen in den Sendungen des öffentlich-rechtlichen Fernsehens auf einer regelrechten Erfolgswelle. Ob Polit-Talk oder seichtes Unterhaltungsformat: Es vergeht kaum ein Tag, an dem nicht mindestens ein prominentes Gesicht dieser Partei von den TV-Machern hofiert wird. Ein Kommentar von Hans-Hermann Gockel.
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An Zufall mag man kaum noch glauben. Seit Wochen surfen die Grünen in den Sendungen des öffentlich-rechtlichen Fernsehens auf einer regelrechten Erfolgswelle. Ob Polit-Talk oder seichtes Unterhaltungsformat: Es vergeht kaum ein Tag, an dem nicht mindestens ein prominentes Gesicht dieser Partei von den TV-Machern hofiert wird. Aus der Fülle der Sendungen seien hier aus Platzgründen nur ein paar genannt:

Am 30. Mai sitzt Winfried Kretschmann, der grüne Ministerpräsident von Baden-Württemberg, bei Markus Lanz im ZDF. Tags darauf, am 31. Mai, begrüßt Maybritt Illner in ihrer ZDF-Talkrunde den Bundesvorsitzenden der Grünen, Robert Habeck.

Am 1. Juni darf sich Katrin Göring-Eckardt in der ARD-Sendung „Kölner Treff“ über Gott und die Welt äußern. Am 2. Juni ist dann schon wieder Robert Habeck gefragt. Seine Gastgeberin ist Ina Müller in der ARD-Sendung „Inas Nacht“.

Grüne Überpräsenz

Am 3. Juni sitzt Rebecca Harms, die grüne Europaabgeordnete, bei Anne Will (ARD). Und am heutigen Montag kann Annalena Baerbock, die Co-Vorsitzende der Grünen, ihre Thesen in der ARD-Sendung „hart aber fair“ verbreiten.

Eine beachtliche Schlagzahl, wenn man bedenkt, daß die Grünen auf Bundesebene schon lange keine dominante Rolle mehr spielen. Deshalb drängt sich die Frage auf: Was steckt dahinter? Fragt man die Programmmacher, weisen sie alle Vorwürfe der Meinungsmache empört von sich. Es gäbe weder Anweisungen noch Absprachen.

Dabei geht es nicht nur um die Präsenz der Grünen im deutschen Fernsehen. Auch die Vertreter von CDU, CSU, SPD und FDP sind seit Wochen übermäßig häufig Gäste in den Talk- und Unterhaltungsformaten der Sender. Gleichzeitig läßt man die Repräsentanten der AfD links – oder, um es bildlich korrekter auszudrücken – rechts liegen.

AfD findet nicht statt

Das fällt insbesondere dann auf, wenn es um die Themen geht, zu denen gerade die AfD eine Menge zu sagen hätte. Maybritt Illner zum Beispiel stellte in ihrer Sendung am 31. Mai die Frage: „Chaos beim Asyl – Warum hat der Staat versagt?“ Ausführlich zu Wort kamen an diesem Abend der Grünen-Vorsitzende Habeck, der FDP-Vorsitzende Christian Lindner und der bayerische Innenminister Joachim Herrmann von der CSU.

Diejenigen der sechs Millionen AfD-Wähler, die gerne auch einen Vertreter ihrer Partei gehört hätten, spielen bei Maybritt Illner im ZDF ebenso wenig eine Rolle, wie bei Frank Plasbergs „hart aber fair“ in der ARD. Das Thema dort am 4. Juni: „Flüchtlinge und Kriminalität“. Baerbock wird die Chance nutzen, ihre Sicht der Dinge darzustellen und viele Vorwürfe zu relativieren. Ein Klartext-Politiker der AfD hätte ihr Paroli bieten können.

Daß die Alternative für Deutschland in den prominenten Sendeformaten von ARD und ZDF kaum noch oder gar nicht mehr stattfindet, hatte der AfD-Vorsitzende Jörg Meuthen schon vor Wochen angeprangert: „Talkshow-Bilanz April: 29 Politiker der Kartellparteien – null Politiker unserer Bürgerpartei.“ Grundsätzlich geändert hat sich seitdem nichts.

Bemühtes Totschweigen

Aber woran liegt es? Die Antwort darauf findet man in der Ausgabe Medien-Magazins journalist vom November 2017. Das offizielle Organ des Deutschen Journalisten-Verbandes (DJV), der Journalisten-Gewerkschaft, zeigte damals auf seiner Titelseite das Foto einer extrem gut besuchten Pressekonferenz der AfD mit den Fraktionsvorsitzenden Weidel und Gauland.

Das Medienmagazin stellte dazu die Frage: „Haben wir die AfD groß gemacht?“ Michael Kraske, der Autor der Titelgeschichte, in seinem Vorwort: „Vor der Bundestagswahl wirkte der Journalismus bisweilen wie von der AfD getrieben.“ Journalisten sollten künftig deutlicher aufzeigen, „wer die AfD ist, was sie will und welche Folgen das hat“. Dazu müßten die Kollegen fortan „genauer analysieren, intelligenter kritisieren und furchtloser sein“. Wenn es so käme, wäre dagegen nichts einzuwenden.

Allerdings sieht es so aus, daß man in den Redaktionen von ARD und ZDF beschlossen hat, einen anderen Weg zu wählen. Die Antwort auf die Frage „Haben wir die AfD groß gemacht?“ ist seit geraumer Zeit das deutlich bemühte Totschweigen der Alternative für Deutschland. Daß die mündigen Zuschauer und Zwangsgebührenzahler sich das auf Dauer nicht gefallen lassen, scheint den Machern bei ARD und ZDF erst gar nicht in den Sinn zu kommen.

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Hans-Hermann Gockel war 24 Jahre lang Nachrichtenmoderator bei Sat.1 und N24.                    

Annalena Baerbock im ARD-„Morgenmagazin“ und Robert Habeck bei „hart aber fair“ Fotos: ARD / dpa
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