PARIS. Weil ein französisches Magazin den türkischen Präsident als Diktator bezeichnet hat, haben Anhänger von Recep Tayyip Erdogan das Blatt bedroht. Die Redaktion des Magazins Le Point sei im Internet bedroht worden, berichtet die Nachrichtenagentur AFP. Auch an Zeitungskiosken habe es Proteste gegeben. Ein Video zeige Erdogan-Fans in der Nähe von Avignon, die ein Plakat mit dem Titelbild des Blatts entfernen. Einen ähnlichen Vorfall hätte es in Valence gegeben.
Auf dem Titel der jüngsten Ausgabe ist der türkische Staatspräsident zu sehen mit dem Text: „Der Diktator. Wie weit wird Erdoğan gehen?“ Im Leitartikel wird dem Bericht nach die Frage aufgeworfen: „Ist Erdogan der neue Hitler?“ Le Point warf den AKP-Unterstützern vor, „Symbole der Meinungsfreiheit und der Vielfalt der Presse anzugreifen“.
Les images ont fait le tour des réseaux sociaux. Ca se passe près d'Avignon dans le sud de la France. Un kiosquier a été forcé par des partisans du président turc Recep Tayyip Erdogan de retirer de sa façade la Une de l'hebdomadaire Le Point. pic.twitter.com/eLXH6X4WG3
— TV5MONDE Info (@TV5MONDEINFO) May 28, 2018
Macron verurteilt „Feinde der Freiheit“
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron stellte sich vor das Politikmagazin. Es sei „absolut inakzeptabel“, daß Werbeplakate von Le Point von den Kiosken genommen würden, „nur weil sie den Feinden der Freiheit mißfallen“, teilte Macron am Montag abend auf Twitter mit. „Die Freiheit der Presse hat keinen Preis – ohne sie herrscht die Diktatur.“
Le dictateur. Jusqu’où ira #Erdogan ?
Enquête sur le président turc, dans #LePoint cette semaine >> https://t.co/SBjCJ1bUej #Turquie pic.twitter.com/MLm8wc7AD4
— Le Point (@LePoint) May 23, 2018
Frankreichs Kulturministerin Françoise Nyssen warnte vor dem Druck auf Kioskbesitzer und schrieb auf Twitter, dieser sei „nicht hinnehmbar“.Die Pressefreiheit beruhe auf der Vertriebsfreiheit. „Drohungen gegen Kioskbesitzer dürfen nicht geduldet werden.“
Le Point ist ein führendes politisches Wochenmagazin mit einer verbreiteten Auflage von rund 360.000 Exemplaren. Am 24. Juni finden in der Türkei vorgezogene Parlaments- und Präsidentschaftswahlen statt. (ls)