Wenig aufregend ist die Titelseite des neuen Buches „Endspurt“ von Wolfgang Bosbach gehalten. Mit den Händen in den Hosentaschen des dunklen Anzugs blickt der Autor dem potentiellen Leser unverwandt entgegen. Kante auf Kante liegen die Rezensionsexemplare bei der Buchvorstellung am Dienstag im Berliner Humboldt Carré gestapelt auf dem Tisch im Foyer.
Als „konservativ im klassischen Sinne“ bezeichnet der ehemalige Ministerpräsident von Bayern, Edmund Stoiber, den Autor und Unionskollegen in seiner Laudatio. Korrekt wird der ungewöhnliche Lebenslauf des Rheinländers vom Einzelhandelskaufmann zum Rechtsanwalt durch den Herausgeber des Verlages Bastei Lübbe geschildert. Moderiert wird der für das Publikum inszenierte Dialog zwischen Stoiber und Bosbach vom ehemaligen FAZ-Herausgeber Hugo Müller-Vogg.
Korrekt folgt Korrekt
Unkritisch fallen die anschließenden Journalistenfragen an den ehemaligen Vorsitzenden des Innenausschusses der Bundesregierung aus. „Was wäre, wenn Sie Innenminister geworden wären“ reiht sich an „wie ist das Verhältnis zwischen CSU und CDU“.
Als scharfen Kritiker von Angela Merkels Flüchtlingspolitik sieht sich Bosbach indes selber gerne. Durch Sätzen wie „kein Land der Welt hat unbegrenzte Integrationsmöglichkeiten“ versucht er die wenigen jungen Journalisten vor Ort ansprechen. Mit Prognosen wie „die Rentenproblematik wird sich steigern“, erhofft er sich Aufmerksamkeit vom Großteils männlichen und über das mittlere Alter hinaus anwesende Publikum.
Kein Anecken
Als eines von jenen CDU-Mitglieder, die in der Vergangenheit bereits den Griechenlandkurs und die Asylpolitik der Bundeskanzlerin kritisierten, gibt er in seinem Buch nun Anleitungen zur Verbesserung derselben. Zur Wahl für den Bundestag wird er nach 22 Jahren aber nicht mehr antreten. Aus gesundheitlichen Gründen und weil man gehen sollte, wenn es am Schönsten ist.
Damit sich die Heimatpartei des langjährigen Unionspolitikers wieder aufrappelt, „dürfen besorgte und gemäßigte Bürger nicht ins rechte Eck gestellt werden“. Diese würden ansonsten zu Recht zu Parteien wie der AfD abwandern. Beim Kampf um die Wählerstimmen möchte Wolfgang Bosbach den Kurs des politisch Korrekten allerdings keinesfalls verlassen. Der Ton der politischen Konkurrenz ist ihm bereits rauh genug.
Darum prophezeit er der Alternative für Deutschland auch keinen weiteren Zugewinn. Weil eine Koalition mit der AfD für nahezu jede Partei ausgeschlossen sei, werde diese schnell wieder an Fahrt verlieren. Unterhalten müsse man sich über die vielen angeblichen Protestwähler aber dennoch, was gemeinsam mit Müller-Vogg und Stoiber auch ausführlich über 20 Minuten lang erfolgt.
In der CDU nichts Neues
Letzterer äußert im Gegensatz zu Bosbach auch eine tatsächlich unbequeme Tatsache und zeichnet ein reales Bild des großen Zwiespaltes in seiner Schwesterpartei: „Wir wollen mit Merkel in die Bundestagswahl gehen, wir wollen aber auch gewinnen“.
Parteiinterene Probleme spricht Bosbach in seinem „Endspurt“ zwar kritisch an und thematisiert unangenehme Fehler aus der Vergangenheit um so seinem Ruf als „konservativen Rebell“ gerecht zu werden. Aus dem gewohnten Rahmen der übrigen Merkel-Kritiker aus den Unionsreihen kann er dabei allerdings nicht ausbrechen.