HANNOVER. Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hat sich von Luthers Abgrenzung zum Islam distanziert. In einem Papier der EKD-Konferenz für Islamfragen mit dem Titel „Reformation und Islam“ heißt es, das Verhältnis zwischen evangelischer Kirche und Islam müsse neu bestimmt werden.
Zwar seien die fünf Kerneinsichten der Reformation – solus Christus (allein Christus), sola gratia (allein aus Gnade), solo verbo (allein im Wort), sola scriptura (allein aufgrund der Schrift) und sola fide (allein durch den Glauben) – bis heute gültig. Allerdings müsse etwa mit Blick auf das „solus Christus“ gefragt werden, „wie die darin zum Ausdruck gebrachte Exklusivität Jesu Christi in einer religiös-pluralen Gesellschaft so zum Ausdruck gebracht werden kann, daß sie im Dialog nicht als anmaßend oder überheblich wahrgenommen wird“.
Fehlentwicklungen dennoch benennen
Die reformatorische Sicht auf den Islam, besonders die des Reformators Martin Luther (1483-1546), sei aus heutiger Sicht vielfach polemisch und einseitig. Sie stehe damit „in einer deutlichen Spannung zu gegenwärtigen dialogischen Ansätzen, die dem Selbstverständnis und der Eigenständigkeit des muslimischen Glaubenszeugnisses Respekt und Achtung entgegenbringen möchten“.
Es werde künftig besonders darauf ankommen, „mit dem Erbe der Vergangenheit so umzugehen, daß dadurch Begegnung mit anderen nicht verhindert, sondern ermöglicht und befördert wird“. Dies bedeute nicht, daß Fehlentwicklungen im Islam nicht auch benannt werden dürften. Das Papier wurde im Vorfeld des 500jährigen Reformationsjubiläums 2017 veröffentlicht.
Luther hatte den Islam mit Blick auf die osmanische Invasion Europas in seinen Schriften immer wieder attackiert. (idea/ho)