„Wer die Freiheit aufgibt, um Sicherheit zu gewinnen, der wird am Ende beides verlieren.“ Diesen Satz von Benjamin Franklin sollten alle verinnerlichen, die in diesen Tagen von der Bundesregierung zu hören bekommen: Die Bargeldverwendung muß eingeschränkt werden, um Sicherheit zu schaffen – um Drogengeschäfte, Steuerhinterziehung und Terrorismusfinanzierung wirksam zu bekämpfen; und dazu müssen Bargeldzahlungen ab 5.000 Euro verboten werden. Der aufmerksame Bürger ahnt schon, daß etwas Übles droht, daß es hier um etwas ganz anderes geht.
In der Tat: Die Regierenden wollen der Überschuldung von Staaten und Banken Herr werden. Dazu sollen die Zentralbanken eine negative Zinslandschaft erzeugen. Mit negativen Zinsen sollen insbesondere Bankguthaben entwertet, die Geldhäuser auf Kosten ihrer Kunden gesundet werden. Nun hat man allerdings im Kreise der Negativzins-Befürworter erkannt, daß die Bankkunden, um dem Negativzins zu entkommen, ihr Geld in bar abheben werden. Um das zu verhindern, soll das Bargeld abgeschafft werden; die wertmäßige Begrenzung der Bargeldzahlungen ist der erste Schritt in diese Richtung.
Bargeld ist geradezu ein Segen
Ohne Bargeld ist die finanzielle Privatsphäre der Bürger vollends dahin. Der Staat kann dann jede Geldtransaktion seiner Bürger bespitzeln, nichts bleibt unerkannt. Und sind nur noch bargeldlose Zahlungen möglich, kann der Staat auch Einfluß darauf nehmen, wer was wann kaufen kann, und wer wann wohin reisen kann. Das Bargeld ist geradezu ein Segen, es hält den Expansionsdrang des Staates auf Kosten der Freiheit seiner Bürger in Schranken.
Wenn der Staat allzu aggressiv vorgeht – wenn er die Steuerschraube immer weiter anzieht –, können sich die Bürger durch die Anonymität von Bargeldzahlungen seinen Drangsalierungen entziehen. Wird das Bargeld abgeschafft, fällt auch das letzte bißchen Zurückhaltung, das der Staat gegenüber seinen Bürgern noch übt.
Dem Staat ausgeliefert
Wer für den Erhalt von Bargeld eintritt, spricht sich nicht gegen Neuerungen im Zahlungsverkehr aus. Das zentrale Problem ist vielmehr, daß der Staat sich zum Zwangsmonopolisten des Geldes aufgeschwungen hat. Auf dem Sektor des Geldes gibt es schlichtweg keinen Wettbewerb – und der ist ja bekanntlich die wirkungsvollste Waffe gegen Machtmißbrauch. Versagt der Geldmonopolist Staat seinen Bürgern das Bargeld, haben sie keine Möglichkeit, auf andere Geldanbieter, die ihrem Wunsch nach Münzen und Noten nachkommen, auszuweichen. Sie sind dem Staat hilflos ausgeliefert.
Die Abschaffung des Bargeldes wird den Bürgern nicht Sicherheit, sondern mit Sicherheit das Ende der bürgerlichen und unternehmerischen Freiheit bringen.
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Prof. Dr. Thorsten Polleit ist Chefökonom von Degussa Goldhandel und Präsident des Ludwig von Mises Instituts Deutschland.
JF 7/16