STOCKHOLM. Die schwedische Polizei hat eingeräumt, sexuelle Übergriffe auf Frauen bei zwei Musikfestivals in den vergangenen Jahren unterschlagen zu haben. Erst im Zuge von Belästigungen von Frauen in Schweden in der Silvesternacht seien die Angriffe aus den Jahren 2014 und 2015 bekannt geworden, berichtet Sveriges Radio.
Die Stockholmer Polizei hatte nach dem fünftägigen Festival im Kungsträdgården in der Innenstadt lediglich mitgeteilt, es habe „angesichts der vielen Teilnehmer relativ wenige Delikte und Festnahmen gegeben“. Laut einem Polizeibericht, der der Zeitung Dagens Nyheter vorliegt, soll es jedoch zahlreiche sexuelle Übergriffe gegeben haben. Insgesamt hatte die Polizei rund 200 Männer des Platzes verwiesen. 50 Täter, die meisten davon afghanische Asylbewerber, seien identifiziert worden.
Regierungschef entschuldigt sich
„Wir hätten das kommunizieren sollen. Warum wir das nicht gemacht haben, vermag ich nicht zu sagen. Normalerweise berichtet die Polizei ja von Aktionen bei größeren Ereignissen. Warum wir diesmal geschwiegen haben, werde ich untersuchen“, sagte Polizeisprecher Varg Gyllander dem Schwedischen Rundfunk.
Polizeichef Dan Eliasson kündigte eine interne Untersuchung an, die die Vorfälle und die Reaktionen der Polizei nun unter die Lupe nehmen soll. Der Beamte habe erst durch die Medien erfahren, daß die Öffentlichkeit über die sexuellen Übergriffe durch Asylbewerber nicht informiert worden war. „Manchmal trauen wir uns nicht, zu sagen, wie es ist, weil wir glauben, daß das den Schwedendemokraten in die Hände spielt“, gestand der Polizeichef.
Ministerpräsident Stefan Löfven entschuldigte sich für die unterschlagenen Meldungen. Es mache ihn sehr wütend, wenn junge Frauen nicht mehr auf Musikfestivals gehen könnten, ohne sexuell belästigt zu werden. „Wir werden nicht einen Zoll weichen und wegschauen“, sagte er gegenüber der Nachrichtenagentur TT und betonte, es handele sich um ein großes Problem für das ganze Land. (ls/ho)