WIEN. In Österreich müssen Millionen Strafzettel entsorgt werden, weil sie nicht in „gendergerechter“ Sprache verfaßt sind. Hintergrund ist eine Verwaltungsanordnung, wonach Formulare ab 1. August immer auch Formulierungen für beide Geschlechter beinhalten müssen. Künftig muß in den Strafzetteln neben dem „Lenker“ auch das Wort „Lenkerinnen“ auftauchen.
Bei der Polizei stieß diese Maßnahme auf Kritik. Ein Polizist aus Niederösterreich verwies nach Angaben des österreichischen Kuriers auf unnötige Verwaltungsarbeit: Tausende Zettelblöcke müßten umgetauscht und angefangene Blöcke aufgrund der fortlaufenden Nummern manuell storniert werden.
Frauenministerin lobt die Maßnahme
Kritik kam auch vom „Team Stronach“. Die Sprecherin für Gleichbehandlung, Martina Schenk, sagte: „Kein Organmandat wird durch den Umtausch billiger, keine Frau hat es dadurch im Leben leichter. Aber den Polizisten wird eine sinnlose Arbeit aufgehalst, statt sie im Kampf gegen Verbrechen und das Schlepperunwesen einsetzen zu können.“
Unklar ist, welche Kosten die Umstellung der Strafzettel verursachten. Laut dem Frauenministerium sei dafür kein Budget vorgesehen. Jedoch deuten Statistiken auf einen höheren Aufwand hin. In Österreich werden jährlich über 1.500 Strafzettelblöcke mit jeweils 50 Blatt verbraucht. 2013 lag allein die Zahl der registrierten Geschwindigkeitsübertretungen bei 4,8 Millionen.
Trotz des Aufwands lobte Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) die Maßnahme. In der sprachlichen Gleichstellung von Mann und Frau sei hiermit ein neuer Schritt getan, sagte die Sozialdemokratin. (kp)