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Homosexuellen-Ehe: Berufsempörte bombardieren „Westfalenblatt“

Homosexuellen-Ehe: Berufsempörte bombardieren „Westfalenblatt“

Homosexuellen-Ehe: Berufsempörte bombardieren „Westfalenblatt“

Regenbogenfamilie
Regenbogenfamilie
Lesbisches Pärchen aus Florida (Bildmitte) mit adoptierten und leiblichen Kindern Foto: Douglas R. Clifford/Picture Alliance
Homosexuellen-Ehe
 

Berufsempörte bombardieren „Westfalenblatt“

Am 19. Mai brach ein Shitstorm über dem Westfalenblatt los. Es hatte zwei Tage zuvor eine falsche Empfehlung abgegeben: Schicken Sie Ihre Töchter (sechs und acht Jahre alt) lieber nicht zu einer Homo-Hochzeit. Das geht gar nicht.
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Am 19. Mai brach ein Shitstorm über dem Westfalenblatt los. Eine Beilage der Tageszeitung aus Bielefeld hatte zwei Tage zuvor eine falsche Empfehlung abgegeben: Schicken Sie Ihre Töchter (sechs und acht Jahre alt) lieber nicht zu einer Homo-Hochzeit, wenn Sie der Meinung sind, daß sie dort verwirrt werden, empfahl die Ratgeber-Kolumnistin Dagmar Eggert einem Leserbriefschreiber. Die Überschrift lautete knapp „Töchter schützen“.

Das geht natürlich gar nicht. Eltern, die im Zeitalter von Conchita Wurst die Mann-Frau-Kinder-Familie propagieren und ihren Kindern die Vorteile gleichgeschlechtlicher Liebe verheimlichen, verstoßen gegen alle Regeln des Fortschritts. Sie gehören gesellschaftlich isoliert. Und die Journalistin gefeuert, zumindest aber gerüffelt.

So las es sich in zahlreichen Tweets. Der Lesben- und Schwulenverband etwa fragte: „Wer schützt die Töchter vor der Homophobie der Frau Eggert?“ Andere Berufsempörte riefen zu Boykotten gegen das Westfalenblatt auf oder regten an, die Journalistin mit Emails zu bombardieren. Vom Stern („an Homophobie kaum zu übertreffen“) bis zum Handelsblatt berichteten Medien über den Wirbel um die Kolumne.

Verlag distanziert sich von Kolumnistin

Es kam, wie es kommen mußte: Der Verlag distanzierte sich aufs Schärfste von seiner Mitarbeiterin und machte vor dem Zeitgeist den Bückling. Er bedauert öffentlich, Gefühle verletzte zu haben, schließlich fordere der „Text Kritik geradezu heraus“. Und weiter: „Das ist unzweifelhaft eine gravierende journalistische Fehlleistung, die die Redaktion in vollem Umfang zu verantworten hat.“ Mehr Unterwürfigkeit unter die Regeln der Politischen Korrektheit war selten.

Wir sind an einem Wendepunkt angelangt. Was vor zwei Generationen noch als Tabu galt, wird jetzt bald zur Pflicht. Wer seine Kinder nicht auf eine Schwulenhochzeit mitnimmt, gilt nunmehr als homophober Reaktionär. In den Vereinigten Staaten gab es den Fall eines Konditors, der sich weigerte, eine Torte für eine lesbische Hochzeitsfeier anzufertigen. Er begründete dies damit, daß ihm sein Glaube dies verbiete. Aber wen interessiert schon Religionsfreiheit, wenn es um eine einflußreiche Lobby geht? Ein Gericht sprach dem Paar einen Schadenersatz in Höhe von 135.000 US-Dollar als Wiedergutmachung für die seelischen Schmerzen zu, die es durch diesen Akt von Homophobie erlitten habe. Sich als Homosexueller verfolgt zu fühlen, ist ein grandioses Geschäftsmodell.

Ist die Vater-Mutter-Kind-Ehe noch zeitgemäß?

Es bewahrheitet sich, was Johannes Dyba vor anderthalb Jahrzehnten vorausgesagt hat: Die Verhältnisse werden auf den Kopf gestellt. In einer Talkshow sagte der Erzbischof von Fulda im Jahr 2000: „Vor zwanzig Jahren wäre noch jeder für verrückt erklärt worden, der sagt, daß Homosexuelle heiraten können.“ Dyba hatte schon damals Kopfschütteln bei den anderen Talkshowgästen wie Hans-Dietrich Genscher ausgelöst. Dabei wollte er nur aufzeigen, wie sich die Dinge ins Gegenteil verdreht haben.

In einer weiteren Generation werden dann vermutlich diejenigen verfolgt, die es wagen, ihren Kindern die Vater-Mutter-Kind-Familie anzupreisen. Wir sind auf dem besten Weg dorthin. (rg)

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Lesbisches Pärchen aus Florida (Bildmitte) mit adoptierten und leiblichen Kindern Foto: Douglas R. Clifford/Picture Alliance
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