PARIS. Nach der Schändung eines jüdischen Friedhofs in der französischen Stadt Sarre-Union hat Frankreichs Regierungschef Manuel Valls an die Juden im Land appelliert, Frankreich nicht zu verlassen. „Unsere Botschaft an die französischen Juden lautet: Frankreich ist verletzt wie Sie, und Frankreich möchte nicht, daß Sie gehen“, sagte er dem Rundfunksender RTL.
Auch Innenminister Bernard Cazeneuve verurteilte die Tat. Die Regierung werde alles tun, um die Verantwortlichen dingfest zu machen, versicherte er laut Nachrichtenagentur AFP. Auf dem jüdischen Friedhof im Elsaß waren am Wochenende hunderte jüdische Gräber geschändet worden.
Ebenfalls am Wochenende hatte Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu Europas Juden aufgerufen, in den jüdischen Staat überzusiedeln. Anlaß waren die Terroranschläge in Kopenhagen, bei der auch ein jüdischer Wachmann einer Synagoge getötet worden war. „Wieder wurden auf europäischem Boden Juden ermordet, nur weil sie Juden waren, und es ist zu erwarten, daß diese Welle von Terroranschlägen – einschließlich mörderischer antisemitischer Anschläge – weitergeht“, sagte Netanyahu.
Valls weist Netanyahus Aufruf zurück
„Juden gebührt natürlich in jedem Land Schutz, doch wir sagen den Juden, unseren Brüdern und Schwestern: Israel ist eure Heimat.“ Israel bereite sich auf eine „Masseneinwanderung aus Europa“ vor und rufe deswegen allen europäischen Juden und allen Juden in der Welt zu: „Israel ist die Heimat jedes Juden.“ Sein Kabinett werde vier Millionen Euro in ein Programm investieren, um die Einwanderung von Juden aus Frankreich, Belgien und der Ukraine zu verbessern.
Die Zahl antisemitischer Beleidigungen und Angriffe ist in Frankreich in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Erst im Januar waren in Paris bei einem Terrorattentat auf ein jüdisches Lebensmittelgeschäft vier Juden von einem Islamisten getötet worden.
Regierungschef Valls wies Netanyahus Aufruf am Montag zurück. „Die französischen Juden gehören nach Frankreich“, sagte er. (krk)